Die 20 meistunterschätzten Deutschrapalben // Feature

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Manuellsen – M.Bilal 2010 (2010)

(Curtains Up / Groove Attack)

Komm ins Café, wir müssen reden! Und zwar über »M. Bilal 2010«, eines der besten Deutschrapalben bis dato, hands down. Und es ist nicht der Interview-Manu, den wir hier vor uns haben; nicht der, den Beef-Geschichten und das Internet in den letzten Jahren zum Meme machten. Wir reden vom Soulsänger Bilal und dem Pottpaten Manuel, der vor gut acht Jahren das ghettoromantischste Album der jüngeren Geschichte auf die Beine stellte. Dabei hieß es vor allem in dieser Zeit: Deutschland und R’n’B – eine schwierige Beziehung. Es liegt wohl an der deutschen Mentalität, dass sich Gefühle zwangsläufig in käsigen Fremdscham verwandeln, sobald sie gesungen werden – zum Leidwesen von M. Bilal, der mit seinen zwanzig Tracks zur falschen Zeit und zu früh kam, Stichwort Autotune. Manuel zeichnete das raue Leben in den nordrheinwestfälischen Betonkomplexen aus der Sicht eines Ghettoromantikers, den trotz all der Härte der Soul nicht im Stich gelassen hat. Mit Hood-Pathos und Pottschnauze vereinte Manuellsen Gangsterattitüde und unpeinlichen Kitsch: »Glaub mir: Sizzling Hot, 850 Gewinn/Doch finde keine Worte wie viel du bringst«, heißt es auf »Du & Ich«, einem Song für seine Tochter. Pathos hin oder her – das klingt verdammt gut. Schuld daran sind vor allem auch Juh-dee, Phrequincy, m³ & Noyd und Benny Blanco, die dem Potthünen schwergewichtige Piano-Synth-Bretter zusammenschustern, die so auch aus der Maschine von Scott Storch hätten kommen können. »M. Bilal 2010« ist ein Album-Album mit Skits, Konzept und Kurven. Wäre der Mindset der hiesigen HipHop-Szene 2010 schon so weit wie heute gewesen, hätten wir Manu in den Top Ten gesehen – mindestens. So schlummern auf Manuels bis dato bestem Album eine Handvoll Hits, die von urdeutschem Neidertum unten gehalten wurden. Diese Rezension lässt sich daher durchaus als Laudatio für ein neues R’n’B-Album von Manuellsen verstehen. M. Bilal 2018, wir brauchen dich!

Text: Juri Andresen

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