Die 20 meistunterschätzten Deutschrapalben // Feature

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Olli Banjo – Lifeshow (2007)

(Headruch Records / Groove Attack)

Eine einzige Woche befand sich Banjos »Lifeshow« in den Top-100-Albumcharts – auf Platz 38. Zwar gab es damals ein JUICE-Cover und fünf Kronen fürs Album der Ausgabe, aber ansonsten: Nüscht. Und dabei ist dieses Album auch heute noch Ollis Kabinettstück, auf dem er – runtergeschrieben in zwei Monaten – sein gesamtes Können formvoll­endet in dieses akustische Großwerk packte. Er hatte sich sowohl als Mensch als auch als Künstler endlich gefunden und meisterte den Spagat, einerseits humorvoll gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen und sich andererseits emotional nackt zu machen bis auf die blutdurchtränkten Eingeweide. Er paarte die Easyness seiner »Sparring«-Platten mit der konzeptuellen Konsistenz seines Vorgängeralbums »Schizogenie«, und im Zusammenspiel mit den typischen Synthiekaputtmachbrettern, auf denen »Rambo Repertoire rattert«, ergab sich ganz große Kunst – auch wenn diese nicht von jedermann verstanden wurde. Oder, um es mit Ollis wahnwitzig versierten Worten zu sagen: »In einem Raum voller naturalistischer Stillleben bin ich verstörende moderne Kunst – keiner will mein Bild sehen.« Neben seinen immensen technischen Fähigkeiten bestand Ollis Alleinstellungsmerkmal, insbesondere auf dieser Platte, vor allem darin, vermeintlich abgegriffene Themen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, dadurch inhaltlich auf eine neue Stufe zu boosten und auf diese Weise neue Einsichten zu gewinnen. Zur Verdeutlichung der Gefahr bei der Einnahme bewusstseinsverändernder Substanzen wurde beispielsweise ein partypuderverkaufendes Schuppenkriechtier herangezogen, das Thema Rassismus wurde anhand eines Stelldicheins mit der Tochter eines Ku-Klux-Klan-Gärtners abgehandelt. Muss man auch erst mal drauf kommen.

Text: Daniel Schieferdecker

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