Die 20 meistunterschätzten Deutschrapalben // Feature

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Moabeat – Dringlichkeit besteht immer (2004)


(Newnoise Recordings / EMI)

Es ist 2004 und Sidos »Maske« hat soeben die Aggro-Übernahme zementiert. Dass mit »Dringlichkeit besteht immer« kurz darauf ein Album erscheint, das schon den nächsten Schritt von Deutschrap denkt, daran erinnert sich heute kaum noch wer. Womöglich war der Schatten der hauptstädtischen Arroganz zu groß, als dass die vier Hitzköpfe, die sich für »Dringlichkeit« zum ersten und letzten Mal als Moabeat auf LP-Länge zusammenfanden, auch nur eine Handvoll Platten verkauft hätten. Schließlich inszenierten sich DJ Illvibe, damals noch als Besserverdiener mit Seeed unterwegs, Yasha, der Singsang-Vorreiter, der später mit »Lila Wolken« ins Radio kletterte, sowie die beiden Rapper Monk und Malo als sympathische Versager mit Hang zur Damendramatik und notorischem Dispo. In Hamburg lernte sich das Quartett einst beim Sprühen kennen, agierte im Underground-Umfeld um die Crew Schlechta Umgang und releaste dann ein Tape auf dem Label von Marius No.1, bevor es mit »Dringlichkeit« nicht nur sich selbst, sondern auch Deutschrap auf Links krempelte. Auf »Dringlichkeit« gibt es selbstironische Sechzehner von Malo und Monk, die sich gleichermaßen an »Bambule« und »NLP« abarbeiten, sowie viele übertalentierte Parts und Hooks von Yasha auf Beats, die den US-Vibe um die Neptunes und Timbo mit detailversessener Pop-Attitüde aufarbeiten. Dass sich Illvibe und Monk, die »Dringlichkeit« im Duett produziert haben, wenig später ihr Hak als The Krauts holen, indem sie zuerst Peter Fox’ »Stadtaffe« mitverantworten und dann mit Marteria Deutschrap wiederbeleben, war mehr als verdient. Jede gute Erfolgsgeschichte fängt doch mit einem unberechtigten Flop an.

Text: Wenzel Burmeier

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