Tyler, The Creator – Cherry Bomb // Review

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tyler(Odd Future/LLC/Sony Music)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Nein, das hier ist kein neues Album von N.E.R.D. Sondern das Album von einem, der bekennender Neptunes-­ und N.E.R.D-Anhänger ist und in den letzten Jahren das ein oder andere Mal mit Pharrell und Chad Hugo abgehangen hat. Einer, der sich überhaupt an die gelungene Adaption seiner zahlreichen Einflüsse aus der Jugend macht. Gefühlt hat sich Tyler für »Cherry Bomb« mehr denn je von seinen großen Idolen beeinflussen lassen. »Named the album ‚Cherry Bomb‘ because ‚Greatest Hits sounded boring«, lässt der 24­-Jährige verlauten, während er neben Roy Ayers (!), Lil Wayne, Kanye West und Pharrell Platz nimmt. Zwei Jahre nach »Wolf« hat sich der sonst so aufmüpfige Rapper aus L.A. weiterentwickelt – sowohl musikalisch als auch lyrisch. Zwar findet sich noch immer allerlei Morbides und Versautes in den Lyrics, und auch mit den Honks aus der High School wird immer noch fleißig abgerechnet. Dafür werden aber weniger Girls in den Kofferraum des Bimmers geschubst. Der Welt­ und Selbsthass weicht einem Du-­Kannst-Alles-­Schaffen-­Optimismus à la »Find Your Wings« und dem Schrei nach Selbstrealisierung. Und der Posse-­Riot im Odd­-Future­-Stil? Wie weggeblasen. »I Don’t Wanna Crash Anymore!«, heißt es in »Pilot«. Therapie beendet, geglückt? Und apropos: Wo ist überhaupt Wolf Haley? Zwischen anstrengend und anspruchsvoll wechseln Gitarrensamples in Punkmanier zu Buddy Siglers Kids, die sich alright feelen (kennt man u.a. von Pusha Ts »Numbers on the Boards«). Gepitchte Voices in allen Höhen und Tiefen fliegen über Space­-Synths und rollende Bässe. Smooth wird es zum Beispiel mit der Xylo-­Saxo-­Romantik in »Find Your Wings« und »Blow My Load«, dem nasty Nachfolger von »Bimmer«, während das dazwischen liegende »Cherry Bomb« dich mit seinem Death-­Grips­-Overdrive aus deinem verträumten Film rausholt. Und irgendwann kommt »Smuckers«, ein Skit-­Track wie aus dem Bilderbuch, mit einem ausgelassenen Kanye, der reicher ist als »white people with black kids« und einem Lil Weezy, der zusammen mit Ty eine Runde auf dem Flog­-Gnaw-Karussell dreht. »Cherry Bomb« erreicht ein ganz neues Level – musikalisch, lyrisch und in Sachen Features. Und auch wenn die OF-­Posse einer hochkarätigen Besetzung gewichen ist und Platte Nummer vier kein Konzept zugrunde liegt, macht das das Album zwar anders als die Vorgänger-­Trilogie, deswegen aber nicht schlechter.

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