50 Cent – Get Rich Or Die Tryin‘ (2003) // Review

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 (Shady Records / Interscope / Universal)

Dass 50 Cent Spiel hat, braucht an dieser Stelle wohl nicht mehr diskutiert zu werden. Schließlich überstieg der Buzz um JMJs Zögling in den letzten Monaten nicht nur jedes bisher für möglich gehaltene Maß, sondern war auch noch irgendwie berechtigt. Gleich vier Bootleg-Alben machten deutlich, dass dieser Bursche zu so ziemlich jedem Thema zwischen Leben an der Bar und life behind bars etwas zu sagen hat. Seine denkwürdige Historie, großflächige Dissbombardements gegen u.a. Ja Rule, Ghostface und übergewichtige Frauen sowie Gastverse für J.Lo, Missy und Justin Timberlake taten ihr Übriges. Nun ist das Fuffzgerl endlich gefallen, und das Klirren im Intro eröffnet tatsächlich den Reigen an Monster-Hits, den sich alle erwartet haben. Die Uzi im Anschlag und Dres Bass im Rücken eröffnet 50 mit einer Testosteron-Überdosis, die M.O.P. wie eine Horde Teletubbies auf E wirken lässt. »They say I walk around like I got an ‚S‘ on my chest/ Naw, that’s a semi-auto in the vest on my chest.« Noch Fragen? Das Eminem-Duett »Patiently Waiting« wird genutzt, um sich Herrn Matthers gegenüber erkenntlich zu zeigen – und nebenbei allen Industriemutterfickern Liebesgrüße zu bestellen. Altersweisheiten über das Spiel, dicke Ärsche, Morddrohungen, alles bei. Und bei Ems Part ist sowieso alles aus. »Many Men (Wish Death)« besticht zunächst einmal mit einer dieser stoischen Hooks, wie sie bei 50 ja immer wieder auftauchen. Aber auch auf dem Reim-Level ist das hier ganz weit vorne. »I’m the diamond in the dirt, that ain’t been found/ I’m the underground king and I ain’t been crowned / When I rhyme, something special happen every time / I’m the greatest, something like Ali in his prime.« Dann »In The Club« und spätestens da hat er gewonnen. Zumal auch in der Folge Ausfälle ausbleiben. Zwar kann 50 Cent den Hype der ersten vier Tracks nicht ganz aufrecht erhalten, aber trotzdem: Hier ist jeder Song schon für sich genommen so viel besser als das, was man derzeit sonst so in die Gehörgänge gespült bekommt, dass man eigentlich gar nicht mehr darauf hinweisen müsste, wie gut 50s Flow so verschiedene Ansätze wie die von Rockwilder, Megahertz oder Eminem zusammenhält. Für die Raucher-Hymne »High All The Time« hätten Red und Meth ihre Omi gegeben. »Heat«, »Back Down« und »If I Can’t« sind die ersten echten Dre-Brecher seit »Chronic 2001« damit sowieso heilig. Und das Barry White-geschwängerte »21 Questions« mit Nate Dogg verzichtet sogar auf die übliche A.K.-Routine. Dazu gibt’s »Wanksta« und die grandiose Bullen-Beschimpfe »U Not Like Me« als Bonus-Tracks. Was will man mehr? Nur dass er tatsächlich glaubt, die Source würde seine Linien zitieren, ja da sollte ihn mal jemand aufklären. Von wegen Spiel und so.

Text: Davide Bortot

Diese Review erschien erstmals in JUICE #51 – Backissues hier versandkostenfrei bestellen.

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