Wu-Tang Clan – The Saga Continues // Review

-

Wu Tang Clan, The Saga Continues, Review
(Eone / SPV)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Neue Wu-Tang-Clan-Alben zu hören ist wie den Geburtstag vom Onkel zu feiern, der früher mal in der Regionalliga gekickt hat: Er kann nach ein paar Bier problemlos den ganzen Raum unter­halten, und das Essen schmeckt gewohnt gut, nur kennt man auch die letzte Geschichte von damals schon rückwärts auswendig und hofft inständig, dass er nicht zu viele von seinen Freunden eingeladen hat. »My price hiking like the pills Martin Shkreli sells«, brettert Inspectah Deck auf »Lesson Learn’d« und gibt einen der wenigen Hinweise, dass die Torte, die uns »The Saga Continues« auftischt, nicht die gleiche vom letzten Mal ist. Was schade ist, denn die aktuellen Solowerke der Wu-Member, man denke hier vor allem an RZA und Ghostface Killah, zeigten den Mut zum Betreten von musikalischem Neuland, den man auch bei der siebten gemeinsamen LP des Clans vergeblich sucht. War beim letzten Streich, dem 2014 erschienenen »A Better Tomorrow«, noch die eine oder anderen Beat-Perle von RZA zu finden, hat er diesmal dem Clan-DJ Mathematics den Platz an der MPC geräumt. Dieser macht seinen Job solide, wenn auch berechenbar, hält die Instrumentals sehr NYC-konservativ und verkauft damit die Bars der Veteranen unter Wert. Die Rückkehr der Kung-Fu-Film-Skits und die kontinuierliche Selbstreferenz (»If What You Say Is True«) weisen auf eine konsequente Rückbesinnung auf die alten Tage hin und lassen eben nicht die »Saga« fortfahren – sie wiederholt sich lediglich. Ebenso redundant ist die unoriginelle Auswahl von totgespielten Soul-Samples, die das finale Indiz für die angezogene Handbremse ist, mit der der Clan hier soundtechnisch arbeitet. Es wäre dennoch naiv zu behaupten, Legenden wie Method Man (»If Time Is Money«) oder Inspectah Deck (»People Say«) würden jemals schwache Verses liefern. Absolutes Highlight ist das kolossale »Pearl Harbor«, auf dem eine posthume Sean-Price-Strophe für die jeweils nur einzelnen Auftritte von Raekwon und GZA entschädigt. So ist »The Saga Continues« kein Verrat an den alten Fans, letztlich aber nicht mehr als ein netter Nostalgie-Kick mit einer Handvoll Höhen und viel Mittelmaß. Viel mehr sollte man vom Clan vielleicht auch nicht mehr erwarten.

Text: Maximilian Hensch


Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein