MoTrip – Mama

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motrip-mama_a(Urban/Universal Music)

Wertung: Fünf Kronen

Es hat gedauert. Doch als MoTrip nach zahlreichen gefeierten Feature-Parts vor drei Jahren endlich sein Debüt »Embryo« releaste, war der Longplayer eines der Konsensalben der Spielzeit: Nennenswerte Inhalte, noch bei aller Schwere locker-easy vorgetragen von einem Rapper, dem allein technisch hierzulande wenige die Stirn bieten. Zudem bewies Mo ein gutes Händchen fürs Picking von Beats klassischer Sorte. Das alles war nur schwer zu haten, der Hype entsprechend groß. Doch der nun vorliegende Nachfolger ließ erneut auf sich warten. Zwar hielt sich Mo mit souveränen Gast-Parts im Spiel, doch private Schicksalsschläge und die Suche nach dem eigenen Künstlerprofil ließen ihn strugglen. Nun die gute Nachricht: Der Kampf hat sich gelohnt. Denn mit »Mama« ist MoTrip ein mehr als würdiger Nachfolger seines gefeierten Albumdebüts gelungen, auf dem er es schafft, sämtliche bereits vorhandenen Stärken weiter auszubauen und den hohen Erwartungen mit bemerkenswerter Leichtigkeit zu entgegnen. Kaum einem anderen Rapper gelingt es derzeit so gekonnt, inhaltliche Tiefe mit musikalischer Eingängigkeit und technischem Know-how zu kombinieren, und dadurch Mainstream-Kunden wie Rap-Nerds gleichermaßen zu begeistern. Wer Mo einmal zuhört, kommt so schnell nicht davon ab, schließlich sorgt der Aachener inhaltlich permanent für Abwechslung, wühlt sich spielerisch (»Wie ein Dealer«, »Mathematik«) durch die unterschiedlichsten Themenfelder und zeigt sich in Stücken wie »So wie du bist« und »Bevor ich geh« unwahrscheinlich nahbar. Ständige Style-Switches und kleine Details im Wortvortrag lassen auch sprachlich nie Langeweile aufkommen. Gleichzeitig schafft es Mo, mit einer grandiosen Beat-Selection (unter anderem von David x Eli, Farhot und den BeatGees) sowie seinem sicheren Gespür für catchy Hooks, die er häufig selbst singt (»Gegenwart«, »Malcolm mittendrin«), ein künstlerisches Level zu erreichen, das »Mama« zu weit mehr macht als einem reinen Rapalbum – und Mo damit endgültig auf das unpeinliche Poplevel hiesiger Ausnahmekünstler wie Casper und Marteria hievt. Wie rappt Mo auf »Mathematik« doch so schön: »Ich bin die Summe aller Teilchen im Raum/Und die Gleichung geht auf/Die Leute denken, das ist alles ein Trick/Doch das ist ganz simple Mathematik.« Vielleicht braucht Rap doch Abitur.

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