Pimf – Memo

-

pimf-cover (Heart Working Class/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Als anno 2013 die große VBT-Blase platzte, fingen plötzlich Rapper an, sich von dem Format zu distanzieren. Sie würden ja eigentlich auch schon ewig »richtige« Musik machen. Den Hype nahm man natürlich trotzdem gerne mit, um diese »richtige« Musik auch zu verkaufen. Nicht so bei Pimf. Nach einem abrupten Abschied aus dem Battle-Kosmos folgte ein bald millionenfach geklicktes JUICE-Video, das zeigte, wohin die Reise gehen soll: Selbstreflexion, Selbstfindung, Unsicherheit – Themen eines 21-Jährigen. Doch anstatt auf Krampf ein Schnellschuss-Release abzufeuern, um die VBT-Followerschaft mit einer durchschnittlichen Aufmerksamkeitsspanne eines Instagram-Videos mitzunehmen, kam erst mal zwei Jahre lang (fast) nichts. Der Junge aus Hofgeismar schloss sich mit dem Produzenten Marq Figuli im Studio ein, schaute NBA und ließ sich und die Musik reifen. Das hört man dem nun endlich erscheinenden Debüt »Memo« an. Ja, es geht ums Erwachsenwerden, darum, dass sich Dinge im wohlbehüteten Kleinstadtleben nunmal verändern und es geht um das Entdecken von neuen Welten. Der Junge sucht sich selbst und wirkt dabei schon erstaunlich reflektiert und reif. Natürlich sind das alles keine Themen, die nicht schon zig mal bearbeitet wurden. Aber man kauft Pimf nunmal ab, dass er all das im Moment eben so fühlt. Hier versucht kein Mittdreißiger mit jugendlichem Pathos die Generation Y anzusprechen. Hinzu kommt: Pimf ist immer noch ein herausstechender Rapper, der seine Hausaufgaben gemacht hat und stellt bereits im Intro klar, was für eine Rap-Sozialisation dahinter steckt. Am stärksten kommt das in Songs wie »Papierflieger« zur Geltung, wenn es um seine persönliche Situation geht. Den Drahtseilakt zwischen guter Bildsprache und Phrasendrescherei meistert er in Songs wie »Horizont« nicht immer ganz so souverän. Darüber täuschen aber die atmosphärisch-melodiösen Instrumentals von Marq Figuli hinweg, die am Ende immer noch Rap genug sind. So wie Pimf auch. Trotz »richtiger« Musik.

Text: Artur Kasper

Vorheriger ArtikelNamika – Meine Schuld
Nächster ArtikelMoTrip – Mama

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein