Mura Masa – Konichiwa, Bitches // Future Beats (Pt. III)

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»Einige Leute waren richtig enttäuscht, als sie herausfanden, dass ich keine asiatischen Wurzeln habe«, lacht Alex Crossan. Dass sich manch Hörer von den kaukasischen Wurzeln des Briten veräppelt fühlt, kommt nicht von ungefähr. Nicht nur, dass der 18-jährige Producer sein Beatkunst-Alias nach einem der großen japanischen Schwertschmiedemeister gewählt hat und der Titel seines 2014 über Jakarta Records veröffentlichten Debüts »Soundtrack To A Death« auf dem Plattencover nur in ­Hiragana zu lesen ist. Auch ziehen sich japanische Sprachfetzen, die er aus Anime-Serien, Youtube-Videos und staubigem ostasiatischen Vinyl samplet, als Leitmotiv durch seine Musik.
 

 
Lange bevor Comics vom anderen Ende der Welt Einfluss auf Mura Masas Schaffen ­nehmen, ist Crossan ein weiterer Teenager, der den elterlich finanzierten Gitarrenunterricht nutzt, um in seinem Kinderzimmer käsige Lovesongs auf der Klampfe zu schreiben. Der Hauptantrieb, sich mit den Möglichkeiten moderner Beatmaker am Rechner zu beschäftigen, kommt 2012 auf dem Höhepunkt der Trap-Blase: »Das muss ich auch machen«, schießt es Crossan durch den Kopf, als er »Top Floor« von der »TNGHT«-EP des gemeinsamen Lunice– und Hudson-Mohawke-Projekts zum ersten Mal hört. Vergleichsweise nach staksigen HudMo-Interpretationen klingen die Tracks seiner 2013 veröffentlichten EP heute. Doch das Feedback lässt seinerzeit nicht lange auf sich warten. Einschlägige Blogs sind begeistert vom Potenzial, das bei dem damals 16-Jährigen durchblitzt. »Mich hat schon immer fasziniert, dass ein guter Beat ein mittelmäßiges Vocal großartig klingen lassen kann.« Entsprechend verspielter werden seine Instrumentals mit der Zeit, der Fokus wandert von den niederen Frequenzen hin zu einem Mix aus kaskadierenden Pianos, Pan- und Blockflöten, hallenden Drums und zumeist warmen Synth-Flächen, die das Gesamtprodukt unaufgeregt, organisch und trotzdem treibend klingen lassen.
 
Wie viele seiner Mitstreiter arbeitet er dabei fast ausschließlich am Laptop: »Ab und zu nutze ich meine Gitarre oder ein Klavier, um dem Stück etwas hinzuzufügen.« Erklärte Idole sind mit HudMo und Cashmere Cat zwei etablierte Genre Benders, die in den vergangenen Jahren Brücken zwischen verschiedensten Bassmusik-Genres bauen konnten. Den stetig wachsenden Bekanntheitsgrad, Airplay auf BBC Radio 1 und Remix-Anfragen von Majorkünstlern (zuletzt für Singer/Songwriter Ed Sheeran) analysiert der 18-jährige Student erstaunlich abgeklärt: »Ich bin vor allem immer noch ein empfindlicher Teenager, der Bedroom Music produziert.« Gleichzeitig ist er sich trotz introvertierter Frickelei in der Studi-Butze des Vermarktungspotenzials seiner Musik bewusst: »Ich bin auch Teil einer neuen Szene, die langsam Aufmerksamkeit vom Radio und den Majors erhält. Wie sich Soundcloud entwickelt, nachdem sie sich unweigerlich der Werbung beugen und beginnen, Major-Label-Inhalte zu monetarisieren, wird interessant.« Und trotz der differenzierten Sichtweise weiß Mura Masa, was er der Klangwolke verdankt: »Die Szene, die sich dort gebildet hat, beeinflusst und inspiriert sich gegenseitig immer wieder aufs Neue.« So lange er die zu kopierende Vorlage liefert, sollte das seinem Bekanntheitsgrad kaum schaden.
 
Illustration: Bastian Wienecke
 
Bereits erschienen:
Kaytranada – The MonTrillest // Future Beats (Pt. I)
STWO – Around The World // Future Beats Pt. II

Dieses Feature ist erschienen in JUICE #166 (hier versandkostenfrei nachbestellen)
JUICE-COVER-166-3

 

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