Bushido – Black Friday // Review

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(Bushido)

Wertung: Viereinhalb Kronen

»HipHop-Journalist ist das neue Hurensohn«, schallt es durch den Kopfhörer. Kurz überlege ich, ob die Tatsache, dass das Café und unsere Redaktionsräume nur wenige Kilometer Luftlinie trennen, für diese Rezension von Bedeutung sein muss. Dann doch lieber am Mate-Sprudel ersticken, wie es sich Bushido direkt im Intro zu »Black Friday« wünscht, als im Bumaye’schen Schwitzkasten vergeblich um Luft zu ringen. Ein erster Entwurf des eigenen Testaments verschwindet aber bereits nach wenigen Stücken wieder in der Schublade. Großfamiliengroll und Vorladungen zum vieräugigen Zwiegespräch muss man mit seiner Meinung zum zwölften Soloalbum des ultimativen deutschen Gangsta­rappers gar nicht provozieren. Bushidos 2017er Opus erinnert nach zwei durchwachsenen Projekten (»CCN III« und »Cla$$ic« mit Shindy) an die Vitaminsprit­ze, die der G-Rap-­Dino seiner Karriere Anfang 2014 mit »Sonny Black« verpassen ­konnte. Dabei waren die Vorzeichen andere: diverse Twitter-Rants gegen deutsche Großkonzerne (u.a. Telekom, Post, Air Berlin) hatten Befürchtungen nahegelegt, man könne es auf »Black Friday« mit einem grantigen Spießbürger zu tun bekommen, dessen Rolle als schwarzes Schaf der deutschen Poplandschaft ihn endgültig zu einem verbitterten Frührentner hatte werden lassen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich regnet es weiter Beleidigungen und Pöbeleien gegen Medienhäuser (von den Öffentlich­-Rechtlichen bis Springer), Deutschrap-Youtuber, den Fiskus und die Staatsgewalt. Entscheidender Unterschied: Das zuletzt semi-motivierte Gemotze klingt dabei wieder wie waschechte Wut. Hinzu ­kommt eine Liebe zum Detail, die man nach einem Dutzend Alben und anderthalb Jahrzehnten im Business nicht zwingend erwarten würde. Vocal-Scratches von Royce da 5’9, Busta Rhymes, Mobb Deep und sogar Edo G kramt der 38-Jährige heraus, es gelingt der Spagat zwischen MPC-Klängen und State-of-the-Art-Sound und die ordentliche Dosis In-die-Fresse-Rap (»Sodom und Gomorrha«, »Ground Zero«, »Angst«) entfaltet ihre Wirkung erst aufgrund von klug ­gesetzten Momenten der Introspektion (»Papa«, »Oma Lise«). Wenn das episch gechoppte Orchester auf »CCNDNA« dann eine Frank-&-Sonny-Reunion auf Albumlänge in Aussicht stellt, bleibt als Wermuts­tropfen nur, dass selbige jüngst wieder in weite Ferne gerückt ist.

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