Auf seinem letzte Album »Radio Silence« nutzte Talib Kweli das Radio als Metapher und konzeptionellen Überbau, um in gewohnt organischer Soul-Sample-Umgebung aus den Musikmaschinen von u.a. Mr. Carmack, Kaytranada oder Oh No über die großen, kleinen, bekannten und (angeblich) geheimen Themen der Gesellschaft zu sprechen. Soweit, so real, so vorhersehbar. Doch als hätte man es dieser Tage nicht ohnehin schon schwer, als Conscious-Rapper den Ruf des Ewiggestrigen abzuschütteln und als sei das Radio im Streaming-Zeitalter nicht auch längst ein rückläufiges Medium, streute der Brooklyner zwischen den sample-basierten Gospel-Großtaten der Chance-The-Rapper-Schule, ein ums anderes mal ernsthaft Hinterzimmer-Verschwörungen in seine durchaus oft reflektierte politische Ansicht – ein zwar kleiner, aber fader Aluhut-Beigeschmack, der den achten Longplayer nicht ganz so annehmbar machte, wie es das musikalische Fundament versprach.
Als positiveres Beispiel fungiert hier die aktuelle Videoauskopplung, der Titelsong »Radio Silence«: ein naiv träumerisches Synthie-Wolkenspiel, das einen leichtfüßigen Drumbreak küsst, den Kweli und Myka 9 für expressive Flow-Freiläufe nutzen – inklusive einer ignorierbaren Paranoia-Line über Chemtrails. Geschmackvoll, behutsam und alles andere als hängengeblieben, schafft es Kweli mühelos, zeitgemäße Sounds in sein abgestecktes Boom-Bap-Klangbild zu integrieren. Inwiefern sich diese neu-gewonnene Offenheit des selbsternannten »Prisoner Of Concscious« auf dem vor einigen Wochen angekündigten Black-Star-Album mit Madlib niederschlagen wird, bleibt allerdings weiterhin Stoff für Spekulanten aus der Kommentarspalte.