Freddie Gibbs & Madlib – Piñata // Review

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(Madlib Invazion/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Madlib-Produktionen haben schon immer dann am besten ­funktioniert, wenn sich der Beatmaker und Vinyl-Sammler aus L.A. mit Rappern ­zusammengetan hat, die ähnlich exzentrisch sind wie er selbst. »Madvillainy« gilt nicht umsonst als Höhepunkt sowohl von Madlibs als auch MF Dooms ­Karriere – der ­seltene Glücksfall einer Rap-­Kollaboration auf Albumlänge, die nicht von den Eitelkei­ten der Beteiligten ­runtergezogen, sondern durch ihre jeweiligen Eigenarten ­bereichert wird. Eine ­gemeinsame LP von Madlib und Freddie Gibbs ­erscheint deshalb nicht ungefährlich, trotz der ­vielver­sprechenden EPs ­»Thuggin’« (2011), »Shame« (2012) und »Deeper« (2013), die sie bereits veröffentlicht haben. Gibbs ist ein souveräner MC mit rundem Flow, ­wahrscheinlich durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Er ist aber kein Weirdo, dem man zutrauen würde, sich auch auf die ­psychedelischen Spielereien und plötzlichen ­Stimmungswechsel einstellen zu können, die bisher noch jedes Album von Madlib geprägt haben. »Piñata« kann diese ­Befürchtung nicht ganz ­ent­kräften, muss das aber auch gar nicht. ­Stattdessen geht Madlib hörbar einen Schritt weiter auf seinen Partner zu. Seine Beats sind noch immer voller Soul-­Schleifen und Goldgräber-­Samples. ­Verglichen mit früheren Arbeiten ist »Piñata« aber ein Album voll ­grundvernünftiger Banger, die Gibbs und den vielen Gästen ­(unter ­anderem Earl ­Sweatshirt, Danny Brown, Raekwon, Mac Miller und ­Ab-Soul) das Rampenlicht überlassen. Gibbs nutzt seine Freiräume für eine ­ambitionierte ­Gangster-Erzählung, die er selbst als realistisch ­beschreibt. Anders als die Rapper im Radio, zu denen er auch nach »Piñata« nicht ­gehören wird, übertreibt er höchstens in Detailfragen und macht zu keiner Zeit ein ­Geheimnis aus seinen Schwächen und Verfehlungen. Er ­inszeniert sich ­lebenslaufkonform als Smalltime-Hustler aus der Provinz (Gibbs ist in Gary, Indiana ­aufgewachsen), der mehr mit Tony Soprano als Michael Corleone ­gemein hat. ­Dementsprechend haftet auch »Piñata« ein ­Gefühl von solidem, letztlich ­unspektakulärem ­Handwerk an. Niemand ­enttäuscht hier, dafür sind alle Beteiligten schon in Normalform einfach zu gut. Es überrascht aber auch ­niemanden so wirklich – oder wagt sich zumindest nie sonderlich weit aus der eigenen Komfort­zone heraus, sodass es gefährlich werden könnte.

 

Text: Daniel Gerhardt

 

 

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