Carpet Patrol – Carpet Patrol // Review

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(Melting Pot Music/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Sich nach Menschen zu benennen, die bei Partys verzweifelt auf dem Boden ­rumkriechen und nach Crack-Resten suchen – in den Augen von Suff Daddy und Torky Tork ein sehr gutes Konzept. Die zwei gehören zu Deutschlands innovativsten Beatbauern, eine amtliche ­Zusammenarbeit war da schon lange überfällig. Für das gemeinsame Debüt trafen sich die zwei Berliner schließlich einmal in der Woche zur konspirativen Bastelei, GTA5-Gezocke inklusive. Torky Tork schaute jeweils mit einem Stapel Platten, respektive einer Festplatte, vorbei und steuerte zu den sechzehn Tracks die allesamt ­unerwarteten Samples bei: Von schrillen, indischen Gesängen ­(»Indian Slap«) bis zu ­Dialogen und Frauengeschrei aus japanischen Trash-­Filmen der 70er Jahre (»Yakuza Skit« & »It’s Yo Man«) ist alles dabei, was sonst nicht auf ­industriekonformen Alben ­gesamplet wird. Vor allem bei »Sandwich« wird Torky Tork seinem Ruf als »Trash Digger« mehr als gerecht: Männer ­berichten von ihren ­Erektionsstörungen, die sie mit Gras (mehr oder weniger) in den Griff bekommen ­haben. Der Groove der Platte hingegen stammt ­unüberhörbar aus Suff Daddys Feder. Und trotzdem hat es das ­Produzentenduo hinbekommen, eine harmonische Platte ­zusammenzuschnitzen. Als Gäste ­geben sich die »Betty Ford Boys«-Kollegen Dexter und Brenk ­Sinatra die Ehre. Dafür, dass die Songs nach ­Angaben der zwei Herren größtenteils aus dem letzten Rest ihrer Festplatten ­entstanden sind und sie sich als Crackhead-­Teppichpatrouille auf ihrer eigenen Party enttarnen, klingt das Album sehr rund. Auch die Tatsache, dass das Album quasi zufällig beim Abhängen ­entstanden ist, war offensichtlich eher hilfreich als hinderlich: Da haben sich zwei gefunden. »Carpet ­Patrol« ist weder eine Suff-Daddy-, noch eine Torky-Tork-Platte, sondern eine gelungene Kombination aus düster und smooth. Deutsche Beatbaukunst auf der Höhe ihrer Zeit!

Text: Juliane Weiß

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