Bushido feat. Samra & Capital Bra – Für euch alle // Video

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Es dreht sich munter, das Berliner Gangstarapkarussell: Noch im vergangenen Jahr konnte man mit Erstaunen mitverfolgen, wie das Drei-Künstler-Label Ersguterjunge urplötzlich quasi im Minutentakt Zuwachs verbuchen konnte: AK Ausserkontrolle, Samra und Laas Unltd. verstärkten nach und nach den Bushido-Imprint, dessen einzige Künstler, abgesehen vom Labelchef, bis dato Shindy und Ali Bumaye gewesen waren. Ein Sampler, der vierte in der Geschichte des Labels, sollte anschließend die erste Machtdemonstration des G-Rap-Dinos in neuer Besetzung werden. Noch im Herbst 2017 angekündigt, wunderten sich nicht wenige, als Bushido das Projekt circa einen Monat vor dem angekündigten Release (2. Februar 2018) »vorerst« absagte.

Der überraschende Move zog selbstverständlich Spekulationen nach sich – neben der Rap-Klatschpresse kursierten vor allem auf absurden Deutschrap-News-Kanälen auf Youtube im Handumdrehen wildeste Theorien über die Beweggründe Bushidos sowie dessen damaligem Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker. Auch über den Verbleib der bei EGJ gesignten Künstler zerbrach man sich kollektiv die Köpfe: Wen kriegt Bu, wer darf zu Papa Ari, wer sucht das Weite. Das monatelange Schweigen aller Beteiligten tat sein Übriges, damit die Gerüchteküche weiter brodeln konnte. Nachdem Bushido die Beendigung seiner Zusammenarbeit mit Arafat Ende März dann auch offiziell bekanntgab, vervollständigte sich das Puzzle über die vergangenen Monate zunehmend: Samra hielt zu Bushido, Laas releast wohl in absehbarer Zeit ein Album mithilfe von Arafat, während AK Ausserkontrolle den Ausflug zu EGJ als eine Art Stolperstein hinter sich ließ und erklärte, fortan sein eigenes Ding machen zu wollen. Nur zur Personalie Shindy gibt es aktuell noch keine offizielle Meldung – abgesehen davon, dass mehrere Springer-Medien vor wenigen Wochen von einer Art Überfall auf den »FBGM«-Rapper berichtet hatten, der sich im April in dessen Heimatstadt Bietigheim-Bissingen zugetragen haben soll.

Während die Entwicklungen im Hause EGJ die Kommentarspalten im ersten Halbjahr 2018 förmlich überlaufen ließen, sorgte dann vor wenigen Wochen eine Nachricht für den absoluten Gossip-Overkill: Auf dem vorläufigen Zenit seiner Karriere (damals drei, später vier aufeinanderfolgende Nummer-eins-Platzierungen in den deutschen Singlecharts) verkündete Capital Bra nur wenige Wochen vor Release seines aktuellen Albums »Berlin lebt« die Trennung von seinem bisherigen Label Team Kuku. Was war geschehen? Geld, Fame, Intrigen – erneut versuchten diverse Deutschrap-Detektive Licht ins Dunkel zu bringen, ohne dabei konkrete Fakten vorweisen zu können. Capital, quasi Opfer der eigenen Promophase, fand sich in Interviews immer und immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert, die er zumeist mit eher schwammigen Ausflüchten abzuwimmeln versuchte.

Zuletzt dann äußerte er sich immer konkreter und versprach, seinen Fans Klarheit zu verschaffen, was die eigene Situation und die Beweggründe für die Trennung von Team Kuku angehen würde. Seite heute Nacht scheint nun einiges klarer: »Erst nannten sie mich Bruder, danach Lügner, danach Ehrenmann/Doch ich schwör‘ dir auf alles, Bra, ich bin nicht wegen Geld gegang’n« rappt Capi auf dem eröffnenden Verse seines ersten Bushido-Features »Für euch alle«, ehe Altmeister Bu anfügt: »Ich bin auch nicht wegen Geld gegangen« – Junge, das sind Statements. Als ob das nicht genug wäre, legt Bushido in seinem Verse nach: »Ihr habt mein Herz vergiftet mit eurer Art und Weise/Ich geh‘ nach vorne, Dicka, du hängst in der Warteschleife/Eure Fressen sind betäubt nach einer weißen Linie/Salam, Capital! Willkomm’n in der Familie«, während im Musikvideo als Willkommensgeschenk eine Schweizer Luxusuhr an den – wie es scheint – frisch unter Vertrag genommenen Deutsch-Ukrainer überreicht wird. Dass hier eigentlich Werbung für Bushidos neues Album gemacht wird, rückt dabei fast in den Hintergrund – wäre da nicht der dezente Hinweis zu Anfang des Videos, die Premiumbox würde »kein(en) Rucksack« enthalten – ein offensichtlicher Seitenhieb an seinen ehemaligen Weggefährten Shindy, der für den billig verarbeiteten, aber teuer angepriesenen Backpack in seiner »Dreams«-Deluxebox unter dem Hashtag #Rucksackgate einen Shitstorm sondergleichen ausbaden musste.

Musikalisch bleibt »Für euch alle« mit einer eingängigen Autotune-Hook von Capi, einem energisch vorgetragenen Part von Samra und den bereits erwähnten Statements von Bra und Bu Geschmackssache, jedoch auch wegen der Tragweite der Aussagen einer der stärksten Bushido-Songs der letzten Jahre. Beeindruckend ist aber in erster Linie, dass Gangstarap-auf-Deutsch-Pate Bu sich nach turbulenten Monaten offensichtlich erholt hat und mit wohl dem gehyptesten Rapper des Landes an seiner Seite sogar gestärkt aus dieser ruppigen Episode hervorgeht.

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