20 Jahre splash!: »Wir machen das nach wie vor aus einer Fan-Perspektive heraus« // Interview

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Foto: Stephan Flad

Kein Festival hat die hiesige HipHop-Szene so geprägt wie das splash! Seit nunmehr zwei Dekaden ist es eine feste Bank im Live-Event-Game, die alljährlich tausende Rapjünger gen Osten pilgern lässt, um sich das Beste aus Beats & Bass um die Ohren hauen zu ­lassen. Wir sprachen mit Julian Gupta, der seit 2008 als Mischung aus Artistic und Creative Director beim Festival die Zügel in der Hand hält, über zwanzig Jahre splash!

Die meisten Leute verbinden mit dem Festival ein tolles Wochenende, aber für dich ist das vermutlich die stressigste Zeit des Jahres, oder?
Ich bin auf jeden Fall durchgängig angespannt, weil immer etwas passieren kann: Technik versagt, ein Act sagt ab, irgendwas. Aber man gewöhnt sich daran. In erster Linie überprüfe ich, ob ich in den Monaten zuvor gute Arbeit geleistet habe, weil ich dann erst sehe: Funktioniert ein Act auf dem angesetzten Slot? Dadurch sehe ich Shows anders, viel emotionaler.

Emotionaler? Ich hätte vermutet, dass du mittlerweile eher ein bisschen abgestumpft bist, weil du das schon so lange machst.
Nein, gar nicht. Wir machen das nach wie vor aus einer Fan-Perspektive heraus. Es gibt natürlich immer Acts, die man buchen muss, weil sie gerade aktuell sind, aber von den meisten sind wir wirklich Fan – und dementsprechend emotional dabei. Wenn das anders wäre, würden wir das über einen so langen Zeitraum auch gar nicht auf so einem Level hinkriegen.

Führt ihr brennende Diskussionen ­darüber, wer wann spielt?
Natürlich! Wir denken die ganze Zeit darüber nach. Es gibt Künstler, die unbedingt auf der größten Bühne spielen möchten, auf der sie aber gar nicht so gut wirken würden. Uns geht es aber immer darum: Wo und wann kommt ein Künstler am besten zur Geltung. Ich will keinen US-Act auf die Hauptbühne stellen, der zwar international voll groß ist, aber in Deutschland noch nicht richtig angekommen ist. Dann wirkt es für alle komisch, die Energie ist nicht geil und am Ende sind alle enttäuscht.

Ab wann bist du täglich vor Ort?
Ich schlafe auf dem Festival und habe mir dafür letztes Jahr extra einen Wohnwagen geholt. Ich find das einfach zu nervig, spätnachts immer erst ins Hotel zu gondeln und mir morgens dann zu überlegen, wie ich wieder aufs Gelände komme. Da ist es wesentlich komfortabler, um drei Uhr nachts in den Wohnwagen zu klettern und dann gegen Mittag aufzustehen und ansatzweise fit zu sein.

Wie gerädert bist du nach einem splash!-Wochenende?
In den ersten Jahren war ich immer komplett neben der Spur, aber mittlerweile geht’s. Die ersten ein, zwei Tage danach muss ich zwar richtig ausschlafen, aber dann geht’s auch wieder. Und solange alles gut durchläuft und keine Künstler absagen, ist alles okay.

Was ist für dich das Schönste am splash!?
Dass es geile Shows gibt, gute Stimmung herrscht und das Wetter mitspielt. Und klar: Ich freue mich auch darüber, wenn der Headliner endlich pünktlich auf der Bühne steht. (grinst)

Gab es da die letzten Male Probleme?
Nein, in den letzten Jahren sind keine schlimmen Sachen mehr passiert, sodass wir einigermaßen entspannt sind.

Woran liegt das? Seid ihr professioneller geworden oder die Künstler?
Beides. Hinzu kommt: Wir haben in den letzten Jahren unser Netzwerk krass ausgebaut; und dadurch, dass am gleichen Wochenende noch andere Festivals stattfinden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass US-Acts auftreten, viel höher – denn wenn ein Rapper mehrere Gigs an einem Wochenende in Europa hat, überlegt er es sich sicher dreimal, ob er die Termine sausen lässt. Aber ganz verhindern kann man die Möglichkeit einer Absage nie.

Back in the days

Was viele nicht wissen: Begonnen hat das splash! als Indoor-Veranstaltung in einem ehemaligen Kraftwerk in Chemnitz. Wie viele Leute kamen damals?
Etwa 1.300 Leute. Wirklich klein.

Welche Acts haben bei der ersten ­Ausgabe gespielt?
Die ganzen Chemnitzer Phlatline-Jungs: DJ Ron, DJ Shusta und so. Außerdem waren Afrob, Square One und Walkin‘ Large dabei. Wir waren vor fünf Jahren mal in dem Kraftwerk und haben uns darüber unterhalten, dass man heute noch Leute von damals buchen könnte.

Das zweite splash! 1999 fand dann am Stausee Oberrabenstein statt, war für 3.000 Leute geplant, es kamen aber 10.000. Weißt du, wie ihr das Problem damals gehandhabt habt?
Die Location war zum Glück groß genug, sodass man einigermaßen vernünftig darauf reagieren konnte. Das haben die Jungs ganz gut hingekriegt – auch wenn die Zeit eine ganz andere war. Da waren die Sicherheitsauflagen weniger streng, und an der einen oder anderen Stelle wurde noch nicht ganz so genau hingeschaut. Vieles lief nach dem Trial-and-error-Prinzip, und aus den gemachten Fehlern hat man dann Lehren für das Jahr drauf gezogen. Das ist alles sehr organisch gewachsen – und natürlich eng verknüpft mit dem Deutschrap-Boom.

Damals wurde das komplette Festival von drei Festangestellten und einer ­Aushilfskraft gewuppt.
Ja, stimmt. Aber es gab natürlich noch ein paar Leute mehr, die mitgeholfen haben. Fest fürs splash! arbeiten heute auch nur drei, vier Mann. Wenn man aber die Leute dazurechnet, die sich parallel auch noch um andere Festivals kümmern, sind es wahrscheinlich zehn.

Wann fangt ihr mit der Planung für ein neues Festival an? Direkt, wenn eins vorbei ist?
Nein, viel früher. Ich sitze jetzt bereits am splash! 2018. Mittlerweile versuchen wir schon zeitig, einen Plan zu machen – zumindest was große Acts angeht. Gerade im Headliner-Segment ist alles so wahnsinnig schnell geworden, dass man schon relativ früh gucken muss, was möglich ist – und man muss das Budget entsprechend im Auge haben.

Geben sich Künstler heute mehr Mühe auf der Bühne?
Generell: Ja. Das Live-Geschäft wird ernster genommen, die Künstler machen sich mehr Gedanken und bringen sich früher in Position. Bei einigen war das immer schon so, deshalb sind die eben auch schon seit Jahren dabei. Und bei Künstlern auf Headliner-Level geht es auch gar nicht anders: Da wird ein Release, eine Tour und der Festivalsommer frühzeitig durchgeplant. Es gibt nur wenige Artists, die auch ohne ein neues Album einen Headliner-Slot spielen könnten – Eminem zum Beispiel.

Wird nicht ohnehin oft vertraglich festgelegt, dass ein Headliner sein neues Album vor dem Festivaltermin veröffentlicht haben muss?
Das gibt es, aber nicht bei uns – auch wenn ich mit vielen Künstlern erst Gespräche führe, wenn die ein neues Album in der Pipeline haben, weil es dann für alle Seiten am meisten Sinn macht.

Gibt es Acts, auf die du dich dieses Jahr besonders freust?
Das ist eine gemeine Frage, mit der ich mich sehr schwer tue – ich möchte ja niemandem auf den Schlips treten. Aber wenn ich mich entscheiden müsste: Noname. Ihre Platte habe ich zuletzt viel gehört. Auch meine 15 Monate alte Tochter findet die cool – das ist also eine emotionale Familiensache. Viele andere mögen das aber nicht so feiern, weil das vom Sound her wohl am weitesten davon entfernt ist, was erfahrungsgemäß beim splash! gut funktioniert.

Nimmst du deine Tochter mit aufs Festival?
Ja, das ist der Plan. Meine Tochter ist auch großer Desiigner-Fan und wird dann bestimmt zu »Panda« abgehen. (grinst)

Gibt es noch andere Highlights für dich?
Marteria kommt mit einem neuen Album, das wird bestimmt super. K.I.Z setzen sich selbst unter Druck, weil sie sich immer etwas Krasses ausdenken und sich wieder selbst toppen müssen. Ich bin aber auch auf Popcaan gespannt. Und auf die $uicideboy$, die ja letztes Jahr schon gut ankamen. Und auch Sidos Rückkehr wird sicher ein Highlight, auf das wir lange hingearbeitet haben.

Inwiefern?
Sido hat mal gesagt, dass er sich auf dem splash! nicht wohlgefühlt und das Gefühl gehabt hätte, dass die deutschen Acts von uns schlechter behandelt würden als die internatio­nalen. Also haben wir das Gespräch gesucht und gemeinsam entschieden, dass das 20-jährige splash!-Jubiläum ein guter Anlass wäre, um Sidos Rückkehr aufs Festival den richtigen Rahmen zu geben.

1999 soll das splash! 400.000 Euro gekostet haben, 2007 bereits 1,4 Millionen. Was kostet das Festival heute?
Das weiß ich gar nicht genau, ist aber sicher teurer geworden. Ist ja auch logisch: Das Festival ist gewachsen, Angestellte kosten mehr Geld, und der gesamte Live-Business-Bereich hat eine sportliche Preissteigerung mitgemacht. Was deutsche Künstler – oft zu Recht – und internationale Künstler – oft zu Unrecht – an Gage verlangen, haut dir schnell mal die Beine weg. Da braucht man gutes Verhandlungsgeschick, um bei den Gagen-Forderungen noch ein geiles Line-Up auf die Beine zu stellen.

Also bist du gut im Verhandeln?
Das müssen andere beurteilen. Ich bin aber fair. Kein Künstler soll das Gefühl haben, von uns ausgenommen zu werden. Aber die Leute müssen eben auch verstehen, dass wir manche Summen einfach nicht zahlen können.

Scheitern Bookings oft an unterschiedlichen Honorarvorstellungen?
Nein, nicht oft. Aber bei internationalen Head­linern passiert das jedes Jahr mindestens einmal. Bei den deutschen klappt das wesentlich besser, zumal es oft eine sehr partnerschaftliche Zusammenarbeit ist – für viele Acts ist das splash! eben auch Teil der strategischen Karriereplanung. Amis hingegen geht es dabei bloß ums Geld.

Krisen

Apropos Geld und Amis: Das splash! hatte in den vergangenen zwanzig ­Jahren auch ein paar Krisen zu überstehen. Ein großes Problem waren am Anfang US-Acts wie Nas oder Method Man, die nicht gekommen sind, aber die Kohle einbehalten haben. Funktioniert das heutzutage besser?
Sagen wir so: Es gibt Künstler, bei denen ich weiß, dass ich mich auf halbseriöse Geschäfte einlasse, wenn ich die buche. Manchmal ist es das dennoch wert. Insgesamt läuft heute aber alles professioneller, wir haben ein viel besseres Netzwerk und eben auch ein Standing, das uns eine bessere Ausgangslage verschafft. In jüngster Vergangenheit hatten wir zum Glück keine Schwierigkeiten mehr mit den Amis – auch wenn es heute immer noch Künstler gibt, die in chaotischen Strukturen arbeiten, und ich nicht verstehe, dass es bei denen trotzdem so gut funktioniert.

Auf welche vergangenen Bookings bist du ­besonders stolz?
Auf A Tribe Called Quest 2013, wo am Ende aber auch parallel drei Leute daran gearbeitet haben, dass das klappt. Ich fand die A$AP-Rocky-Show 2015 auch sehr geil – zumal er zwei Jahre vorher nur halb-playback gespielt hat, was furchtbar war. Und auch die erste Rae-Sremmurd-Show fand ich super, weil man gesehen hat, dass die Jungs selbst richtig viel Spaß hatten. Ach, und Skepta letztes Jahr!

Warum Skepta?
Das ist ein Künstler, der nie absagt und immer versucht, es irgendwie hinzukriegen. Leider wurde sein Flug gecancelt, sodass wir schon nach Ersatz gesucht haben. Skepta konnte dann aber nach Frankfurt fliegen. Dort hat er sich ein Auto genommen und ist vier Stunden durchgebrettert. Irgendwann fuhr er dann in den Backstage-Bereich ein, stieg aus, machte ein paar Dehnübungen, stellte sich seinem Artist-Host vor und ging fünf Minuten später auf die Bühne, um zu performen.

Schöne Geschichte.
Und das war nicht nur ne geile Show, weil er ein super MC ist, mit dieser Vorgeschichte war das einfach krass – dass der sich selbst hinters Steuer setzt und zum splash! fährt! Der hat sogar einen Strafzettel bekommen, weil er zu schnell gefahren ist. (lacht)

Welchen Künstler willst du unbedingt noch mal auf dem splash! haben?
Alle Großen. Das ist vom Prinzip auch machbar, aber teuer. Und wir wollen deswegen die Ticketpreise nicht drastisch erhöhen.

Ein bisschen teurer sind die Tickets über die Jahre trotzdem geworden.
Ja, aber in den letzten Jahren nicht besonders viel. Man darf auch nicht vergessen: Wir haben seit einigen Jahren zwei Bühnen mehr, die Gehälter und Gagen sind gestiegen – da kommt direkt eine relativ große Summe zusammen, die man erst mal wieder reinbekommen muss.

Und den Leuten ist es das anscheinend wert. Das splash! ist seit März ausverkauft.
Ja, seit 2011 gelingt uns das jedes Jahr. Die Leute bekommen aber auch was für ihr Geld. Wir versuchen stets, die bestmögliche Mischung aus aktuellem und zeitlosem Rap aufs splash! zu bekommen.

Kommt ihr beim Booking auch Publikumswünschen nach?
Natürlich schauen wir, was gerade angesagt ist und funktionieren könnte. Aber unser Line-Up ist immer marktgebunden. Wenn sich also jemand Eminem, JAY-Z oder Drake wünscht, die aber gerade nicht in Europa spielen, dann kann man nichts machen. Für die Summe, die wir denen anbieten können, würden die nicht mal aus dem Bett steigen. Entsprechend strategisch muss man planen und sich mit anderen Festivals zusammentun, um gemeinsam die Kosten für solche großen Namen aufbringen zu können.

Ist der Schwarzmarkthandel mit splash!-Tickets ein Problem?
Es geht. Wir haben eine Wiederverkaufsplattform eingerichtet, wo Leute zu einem fairen Preis ihre Tickets anbieten können. Aber natürlich gibt es immer noch Menschen, die Tickets zu astronomischen Preisen verkaufen und damit Geld machen wollen. Aber da muss man aufpassen, dass es am Ende nicht auch noch Fälschungen sind – denn es gibt wohl nichts Schlimmeres, als wenn du überteuerte Tickets gekauft hast, zum Festival fährst und dann vor Ort feststellst, dass du damit nicht reinkommst.

Ein wichtiger Punkt bei einem Festival ist das Wetter. Auch das splash! hatte vor einigen Jahren mal viel Pech damit, was fast zur Insolvenz geführt hätte. Wie habt ihr das Kind damals aus dem Schlamm gezogen?
Was uns heute hilft, ist das Ferropolis-Gelände. Dort ist viel betoniert, sodass man das Festival selbst bei Regen mit weißen Airmax ­bestreiten könnte. In den letzten Jahren hatten wir aber großes Wetterglück, weder Regen noch Wirbelstürme.

Behind the scene

Wie muss man sich eigentlich den Backstagebereich beim splash! vorstellen?
Früher gab es ein großes Zelt mit einzelnen kleinen Kabinen darin. Mittlerweile haben wir einen großen Backstage-Bau – so ein dreistöckiger Überseecontainer, der zum See hin verglast ist.

Wie groß ist der?
Zwei bis vier Fußballfelder groß, schätze ich. Unten gibt es ganz viele Bars, wo vor allem viele deutsche Künstler abhängen. Das ist wie ein großes Klassentreffen, deshalb haben wir dort auch ein Aufnahmestudio, in dem man zusammen Musik machen kann. Aber natürlich gibt es auch Rückzugsorte, wo Leute sich in Ruhe auf ihre Show konzentrieren können.

Also gibt es auch Einzelkabinen?
Ja, aber nur begrenzt; deren Vergabe wird von unserem Team koordiniert. Leider bekommt nicht jeder eine, aber wir kriegen das immer ganz gut geregelt.

Haben viele Künstler Extrawünsche, was sie alles im Backstagebereich vorfinden wollen?
So richtig verrückte Forderungen kommen selten. Die meisten möchten was Alkoholisches da haben, bei einigen Künstlern spielt auch Gras eine Rolle. Aber eigentlich muss ich gestehen: Wir haben recht handzahme Künstler. Da höre ich aus dem Rock-, Pop- und R’n’B-Bereich Schlimmeres, wo sich die Leute eine komplett weiße Garderobe wünschen oder so was. Unsere maskulinen Rapper wollen vielmehr, dass die Bühnentechnik funktioniert, die Leute ausrasten und genug Bier oder Gras da ist.

Keiner fordert willige Damen und einen Privatmasseur?
Nein. Aber als wir mal Cam’ron gebucht hatten, wurden wir gebeten, zwei bewaffnete Security Guards mit zum Flughafen zu schicken. Ich habe dann versucht, denen zu erklären, dass das Waffengesetz in Deutschland ein anderes ist als in Amerika und er sich da durchaus sicher fühlen darf – das ging dann auch ohne.

Was waren denn die sonderbarsten Forderungen?
Ein Manager hat darauf bestanden, für genügend Brokkoli zu sorgen. Man kann sich sicher denken, um wen es ging. Einmal wurden wir auch darum gebeten, hundert Dollar in Ein-Dollar-Scheinen zu besorgen, weil der Künstler die von der Bühne werfen wollte. Am Ende haben wir ihm aber bloß Spielgeld zur Verfügung gestellt. (grinst)

Selbst Nicki Minaj hat keine Extrawürste verlangt?
Nein, die war angenehm anspruchslos. Der letzte, der etwas anspruchsvoller war, war JAY-Z vor neun Jahren, der einen edlen Champagner haben wollte – den er dann nicht getrunken hat.

Wie muss man sich das Catering beim splash! vorstellen? 1999 soll es mal Pfannengemüse gegeben haben, das in der Mitte noch gefroren war.
Das kommt heute nicht mehr vor. Jeden Tag wird frisch gekocht, und dann gibt es ein großes Buffet. Als Kendrick Lamar 2013 da war, wollte er Pizza haben, die es am Buffet nicht gab, die haben wir dann einfach vom Zeltplatz geholt. Dort gibt es ja genug Auswahl.

Welcher Künstler war in der 20-jährigen splash!-Geschichte am häufigsten da?
Marteria, würde ich schätzen. Der hat aber auch einen Vorteil, weil er mit zwei Künstler-Alter-Egos aufwartet. Aber auch Savas war oft da, genauso wie K.I.Z, Samy und Casper.

Deine schönste splash!-Erfahrung?
Kendrick Lamars splash!-Auftritt 2013. Und die Euphorie, als Deutschland Weltmeister geworden ist. Seit dem ersten Festivaltag standen Künstler in Deutschlandtrikots auf der Bühne, das hat die gute Stimmung permanent befeuert. Wir mussten die Shows nach hinten schieben, damit die Leute das Finale gucken konnten. Und am Ende habe ich dann mit vielen deutschen Künstlern im Backstage gesessen und dort eine unfassbare Euphorie erlebt.

Und welches war deine schlimmste splash!-Erfahrung?
Es gibt immer was, das nicht funktioniert. Oder Stress zwischen Künstlern, die das auf dem splash! klären wollen – und das geht natürlich gar nicht. Künstlerabsagen hasse ich selbstverständlich auch – wie bei Young Thug im letzten Jahr, der nicht aus dem Flugzeug rauswollte. Das haben wir aber schon geahnt und waren darauf vorbereitet.

Inwiefern?
Ich weiß, welche anderen Künstler zur Festivalzeit noch in Europa sind, und wie man die gegebenenfalls erreichen kann. Ich stehe auch das ganze Wochenende mit dem Frauenfeld in Kontakt, und die hatten mir bereits gesagt, dass Young Thug bei denen nicht aufgetaucht ist. Innerhalb von vier Stunden habe ich dann Vic Mensa bestätigt bekommen.

Der Begriff »splash!-Moment« hat sich über die Jahre etabliert. Was waren solche splash!-Momente?
Der K.I.Z-Auftritt vor drei Jahren sowie ihr Secret Gig vor zwei Jahren. Dann sicher Casper 2011, als allen klar wurde: Hier passiert gerade etwas richtig Großes. Letztes Jahr war ich geflasht von Crack Ignaz und LGoony, bei deren Auftritt drei Moshpits gleichzeitig aktiv waren. Kendrick Lamar war krass, ATCQ war krass, Outkast war krass. Savas schafft es jedes Mal, einen besonderen Moment zu kreieren, bei dem man merkt: Rap-Rap bleibt relevant. Viele Künstler machen sich einfach Gedanken für ihre Auftritte bei uns, dadurch entstehen solche besonderen splash!-Momente. Ich fand’s auch heftig, als ich vor zwei, drei Jahren mal durch den Backstage gelaufen bin und Chance The Rapper mit irgendwelchen Leuten vom A$AP Mob im Kreis stand und gecyphert hat. Auch das war ein besonderer Moment.

Wie sieht es mit Anekdoten aus?
Der A$AP Mob hat gefordert, im nächsten Jahr wieder aufs splash! gebucht zu werden, weil sie nach ihrer Show sehr viel Spaß mit ein paar jungen Damen hatten. Aber ansonsten kann ich dir gar nicht so viel erzählen, die Leute leisten sich kaum Fehltritte. Wir leiden an einer Professionalisierung im Deutschrap, die nicht gesund sein kann. (lacht)

Foto: Stephan Flad

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