Kool Savas – Essahdamus // Review

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(Essential Records / Sony Music)

Wertung: Vier Kronen

Welchen Mehrwert kann Kool Savas 2016 noch aus einem Mixtape ziehen? Zu »John Bello«-Zeiten bot ihm das Format Raum, um ei­nerseits Künstler zu pushen, andererseits aber auch Experimente zu wagen, für die innerhalb eines auf Geschlossenheit angelegten Albums kein Platz ist – gerade, wenn es sich um ein potenzielles Platin-Projekt wie Xavas handelt. Nach Jahren des Erfolges also noch mal einen Raum zu öffnen, in dem ungezwungen ausprobiert werden darf, verspricht angenehme Abwechslung in einer stets um Perfektion bemühten Diskografie. Für Vielfalt sorgt auf »Essahdamus« schon die Bandbreite an Gästen, die sich auf größtenteils minimalistisch-martialischen Beats frei austoben dürfen. Teilweise mündet das in grandiosem Schabernack, egal ob Audio88 & Yassin der stabilen Abfahrt »Ich bin fertig« einen normal-rumpeligen Appendix verpassen, R.A. The Rugged Man nach Dauerfeuer von Savas und Samy Deluxe jenseits jeglicher Sprachbarrieren eskaliert oder der Gastgeber in »Candyman« unerwartet als Singer/Songwriter verkleidet gegen den Rest der Szene schießt. Erfrischend ist das auch nach ein paar Baukasten-Hooks, die vor allem Karen Firlej mit erschreckender Beharrlichkeit um diese Obskurität herum abliefert. Warum aber viele der hier versammelten Tracks so in Richtung Radioformat getrimmt werden, bleibt gerade im Fall des ansonsten stimmigen »Triumph« nebulös. Erhellender für ein Verständnis des Mixtapes ist da schon, wie nostalgisch sich der Song präsentiert. Die alten Aufsteigerge­schichten der einzelnen Akteure kennt der geneigte Rap-Hörer zu Genüge, doch »Triumph« lebt gerade davon, wie Azad, Sido und Savas sie hier in einem wehmütigen Gipfeltreffen noch mal Revue passieren lassen. Vom Artwork über das Intro und den M.O.R.-Revival-Track »Rapper wie du« bis hin zum Closer »Essah, Essah« ist es vor allem das Schwelgen in alten Zeiten, gepaart mit dem bisweilen kitschigen Charme eines Klassentreffens, das »Essahdamus« auszeichnet. Revolutionär ist das gewiss nicht, aber vielleicht nötig, um Impulse für das nächste reguläre Savas-Album zu sammeln.

Text: Sebastian Berlich

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