Spotlight: cultura alta mit Zina // Feature

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Bei »Spotlight« stellen wir euch Künstler*innen, Labels und Projekte jeglicher Art vor, die gerade am Anfang stehen oder noch unter dem Radar des Mainstreams stattfinden. Bei »cultura alta« handelt es sich um eine neue Interviewreihe, die Journalistin Zina Lu auf YouTube gestartet hat.

Zina ist als Autorin schon länger im Game unterwegs und schreibt unter anderem für rap.de, Allgood oder auch die JUICE. Ihr Interviewformat auf YouTube ist trotzdem eine Art Neuanfang, denn Videos hat sie bisher nicht gedreht. »Es gab keinen Bruch mit anderen Formaten, aber ich habe für mich das Gefühl gehabt, ich möchte noch mal anders vorankommen. Da war ein Bedürfnis nach Unabhängigkeit da und ich wollte etwas ganz eigenes starten.« Die neue Aufgabe war für Zina gleichzeitig eine Herausforderung, aber auch die Möglichkeit, kreativ bei der Umsetzung zu werden. »Wegen Corona war es super schwierig, eine Location zu finden, aber am Ende des Tages habe ich mit dem Café Bilderbuch einen der schönsten Orte in Berlin bekommen, das ist einfach ein Traum. Ich finde es schön, wenn meine Gäste hautnah und echt zu erleben sind. Ich wollte eine plüschige Atmosphäre zum Wohlfühlen, wo es sich die Künstler in den Sesseln gemütlich machen können.«

Unterstützung für das Projekt bekommt sie vor allem aus ihrem Freundeskreis, ohne den sie »cultura alta« wahrscheinlich gar nicht gestartet hätte. »Ich hatte ein Gespräch mit einem sehr guten Freund, der gesagt hat ‚Hey, wenn das dein Wunsch ist, dann mach es doch einfach‘. Ich wusste nicht, wie das funktionieren soll, denn ich kann nicht schneiden und kenne mich mit Videos nicht so aus. Er hat mir dann vorgerechnet, was ich alles so bräuchte. Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht, habe alle Leute angeschrieben, die ich kenne, und dann ist es ins Rollen gekommen. Ich glaube ohne diese mir nahestehenden Menschen, hätte ich nicht das gesunde Ego gehabt, um zu sagen ‚Ich mach das jetzt alleine.‘ Es ist total gut, wenn man ein ehrliches Umfeld hat. Dazu gehört Kritik, aber eben auch ‚Los, zieh das jetzt durch, wir stehen hinter dir.‘«

Der Name des Formats macht dabei direkt klar, dass HipHop nicht nur als ein aktuell beliebtes Genre verstanden wird, zu dem man einen YouTube-Kanal starten kann, sondern als eine Kultur mit Bedeutung und Tragweite. »Cultura Alta bedeutet übersetzt ‚Hochkultur‘. Wir finden, dass sich HipHop heutzutage als Hochkultur begreifen kann. Das ist auch ein Augenzwinkern in die Richtung von Leuten, die sich lange über die Kultur lustig gemacht und auf sie heruntergeschaut haben«, erklärt Zina. In den ersten beiden Folgen sind Pete Boateng von Green Berlin und Tightill von der Bremer Crew Erotik Toy Records zu Gast. Auffällig ist, dass es neben der Musik der beiden auch oft um soziale Themen geht. Tightill erzählt von seiner Zeit in besetzten Häusern, während Pete Boateng das soziale Engagement von Green Berlin, wie zum Beispiel das Sammeln von Spenden für Frauenhäuser, bespricht. »Cultura alta soll keine reine HipHop- und Musiksendung, aber auch keine Politsendung sein. Wir sehen HipHop als Sprachrohr und Kultur und es gibt genug Möglichkeiten, Inhalte zu transportieren. Das ist mein Anspruch.« Gesellschaftspolitische Fragen spielen daher eine wichtige Rolle, sind aber auch kein Zwang für die Gäste des Formats. »Es geht da nicht um erhobene Zeigefinger, sondern um die Widersprüchlichkeiten, die es im Rap gibt. Ich lade mir auch Gäste ein, die anderer Meinung als ich sind oder gar keine Meinung zu einem Thema haben. Die Sendung soll da organisch sein, es gibt keine festgelegte Agenda«, meint Zina dazu.

Streitbare Gäste wird es daher auch weiterhin geben, in der nächsten Ausgabe wird Savvy im Café Bilderbuch vorbeischauen. Ungefähr ein Jahr will Zina dem Format geben, um sich zu entwickeln, dann wird eine erste Bilanz gezogen. Klarer Auftrag für die nächsten Episoden: Mehr Frauen in den Interviews. »Es ist keine Absicht, dass die nächsten beiden Folgen mit Männern sein werden. Ich habe alles versucht, um Frauen einzuladen. Das steht jetzt für die Dezemberfolge auf der Agenda.«

Bei cultura alta erscheint jeden Monat ein neues Gespräch. Ihr könnt den YouTube-Kanal hier abonnieren.

Beitragsbild: Mellow

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