Sparky – Leuchtraketen // Review

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sparky-leuchtraketen

(Heart Working Class)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Die »Leuchtraketen« stehen auf Sparkys Debüt zum ­Abschuss ­bereit, doch explodieren werden sie nicht. Es wird keine ­Apoka­lypse geben. »Zombies« stellen sich als engstirnige Vorortspießer heraus und die »Stadtkids« bemerken, dass die grau-verzerr­te Realität doch nur ein drogeninduzierter Trip war. Das Album sei ein Film, sagte Sparky in einem Interview, und äußerte damit ein Albumpromo-­Klischee – ein Satz zum Vergessen. Doch Sparky hat tatsächlich recht: Sein Album ist Musik für Cineasten, die sich zwischen der entschleunigten Horror­le­thargie von »It Follows« und der post-apokalyptischen Einsamkeit aus »Der Omega-­Mann« bewegt. Letzterer soll auch Inspirationsgeber für den Albumtitel gewesen sein. Mit dunkler Stimme, die klingt, als wäre sie geschreddert und wieder zusammengeflickt worden, begibt sich Sparky in die Außenseiterrolle, spricht über das Alleinsein, Antihelden und spuckt auf das eigenzentrierte Weltbild der Wohlstandsverwahrlosten. »Alle werden sein wie wir«, lässt er die Zombies sagen, doch Sparky macht da nicht mit. Auch musikalisch nicht. Yourz zimmert ihm ein Sammel­surium aus ­disso­nantem Hintergrund­rauschen, E-­Piano- und Synth-Fragmenten und einem omnipräsenten Bass. Stellen­weise hört man, wie etwa bei »Stadtkids«, Einflüsse von den aktuellen House-Strömungen aus UK heraus, fest verknüpft mit dem Post-Dubstep von Künstlern wie Burial und KRTS. Gleichzeitig wirken die Vocal-Zerstückelungen von Clams Casino mit ein und auch DJ Screw scheint seine Spuren hinterlassen zu haben. Mit »Robert Earl Davis« ist sogar ein Track nach dem bürgerlichen Namen des Houston-Urgesteins benannt, der stilecht mit einer in 2016 übertragenen Chopped-&-Screwed-Ästhetik auffährt. Zwischen all diesen Referenzen wirkt Sparky am Ende angenehm teilnahmslos. Er ist ein von allem entfesselter, stiller Beobachter, der die Welt nach dem Blick durch das Fernrohr ­dahinsiechen sieht. »Ich will nichts wissen von den Kämpfen, von dem Blut an deinen Händen, von den Unge­rechtigkeiten auf der Welt/Ich will nur REWE-Pizza essen, aus dem Fenster schauen, alles ist so wunderschön entstellt«, sagt er auf »Weck mich nicht auf«. Also lasst Sparky doch einfach in Ruhe. Vielleicht entstehen in seinen Tagträumen dann weitere großartige Weit-draußen-Platten wie »Leuchtraketen«.

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