Schoolboy Q: »Ich habe seit 2013 nicht mehr mit Kendrick aufgenommen« // Titelstory

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Dir hat das Golfen dabei geholfen, deine Depression zu überwinden. Davor warst du in einem Zyklus aus Arbeit und zu Hause rumsitzen gefangen.
Ja, man braucht eine Aufgabe und einen Ausgleich abseits seines Berufs und des Lebens zu Hause. Wenn du eine Frau hast, die von dir verlangt, dass du nur zu Hause bleibst, dann lass dich von der Bitch scheiden. Gerade, wenn man Kinder hat, sollte man seinem Partner Freiraum für andere Dinge gewähren, die nichts mit dem Familienleben zu tun haben.

Hast du jemals daran gedacht, mit dem Rappen aufzuhören? Wann wird das voraussichtlich passieren?
Natürlich. Der Zeitpunkt wird kommen. Ich werde aufhören, aber ich werde bleiben. Ich nenne es einen André-3000-Rücktritt. Ich werde hie und da immer Musik machen. Aber das dauert noch eine Weile. Drüber nachgedacht habe ich schon öfter.

Gäbe es andere Jobs in der Musikindustrie, die du interessant fändest?
Nicht, wenn du schon Millionen von Dollar gemacht hast. Ich bin ganz oben. Ich mache mehr Kohle als alle anderen. (lacht) Warum soll ich mich herabstufen? Geld spielt natürlich eine große Rolle. Viele wollen nicht darüber sprechen, nach dem Motto: »Geld ist nicht alles« – doch, ist es. Ich werde nicht auf Geld verzichten, nur um etwas anderes zu machen. Fuck that.

Wenn du dich entscheiden könntest, als CEO und Rap-Mogul weiterzumachen oder dich einfach auf deinem Geld auszuruhen, was würdest du tun?
Ich werde niemals nur chillen. So stirbst du! Ich werde immer arbeiten. Was auch immer ich mache, es muss dasselbe abwerfen wie das, was ich jetzt mache.

Siehst du manchmal ältere Rapper und denkst dir: So will ich nicht enden?
Dauernd. Aber das ist nicht wirklich deren Fehler. Bis zur Jahrtausendwende konnte man mit Rap nicht wirklich das große Geld verdienen. Ich habe wahrscheinlich dreimal so viel Kohle gemacht wie Tupac und Biggie. Und die waren viel größer, als ich es mir jemals erdenken kann. Aber ich habe safe mehr Kohle gemacht als die beiden.

Die Labels machen vermutlich aber noch immer extrem viel Kohle mit ihnen.
Bestimmt. Die Labels haben die Künstler damals viel mehr ausgenommen, ganz klar. Biggie und Pac haben viel mehr Alben verkauft als ich. Aber so ist das: Bill Russell hat nicht mal die Hälfte von Shaqs Gehalt verdient. Und Wilt Chamberlain hat nicht mal so viel verdient wie ein NBA-Spieler, der heutzutage nur auf der Bank rumsitzt. Aber die ältere Generation hat den Weg für mich geebnet. Deswegen: Shoutout an die.

Hast du je von Fehlern anderer gelernt oder nur durch deine eigenen?
Ich muss meine Fehler selbst machen und kann nicht über das Leben anderer urteilen. Alle schauen auf Rapper, die Autos und Schmuck kaufen. I’m not a jewelry n**ga. Abgesehen von meinen Grillz. Aber ich trage keine Ketten oder so.

Thema Geld: Was fühlt sich besser an, Geld ausgeben oder Geld verdienen?Beides. Es kommt drauf an, für was du es ausgibst. Es für etwas auszugeben, auf das du dich wirklich gefreut hast, ist das Beste. Das Haus zu kaufen ist immer besser als das Geld dafür zu verdienen. Eine dicke Uhr oder teure Klamotten zu kaufen, fühlt sich nicht besonders toll an. Kohle zu bekommen ist jedes Mal geil. Aber man gewöhnt sich dran, außer es ist ein riesiger Betrag. Hier und da passiert das mal noch: Ich bekomme das für das? Das ist verrückt

Als ich dich vor fünf Jahren interviewt habe, sagtest du mir: Ich schere mich einen Dreck um Klamotten und Autos, mein Schmuck auf den Pressebildern ist fake. Hat sich daran was geändert?
Das ist die Wahrheit. Die Ketten nehme ich von meinem Stylist oder so. Allerdings habe ich irgendwann angefangen, Autos zu kaufen. Ich bin eines Tages einfach aufgewacht und wollte einen Ferrari haben. (lacht) Also hab ich den gekauft, danach einen Maybach. Und so ging das los – ich kaufte immer weiter und weiter: Porsche 911, McLaren, G-Wagon und so weiter. Ich hatte davor nie wirklich Geld für irgendwas ausgegeben, also bin ich einfach durchgedreht. Ich habe mittlerweile, glaube ich, über eine Million Dollar in Autos investiert. Meinen Ferrari bin ich seit letztem August nicht mehr gefahren.

Wie groß ist deine Garage?
Klein, da passen nur drei Autos rein.

Wo sind die anderen?
Meistens in der Werkstatt. Irgendwas ist immer kaputt oder muss geändert werden. Also rotiere ich. Gerade ist der Rarri drin, dem werden die Reifen gewechselt. Danach bringe ich den Maybach rein, der ist hinten total verkratzt.

Gibt es etwas, das mittellose Leute immer wollen, das sich aber als total überschätzt herausstellt?
Autos. (Gelächter) Häuser auch.

Aber du brauchst trotzdem ein Dach über dem Kopf.
Ja, aber es kommt darauf an. Ich hänge nicht in meinen Häusern ab. Hätte ich keine Kinder, dann hätte ich vermutlich gar kein Haus. Ich würde in so einer Bude wie hier leben. (zeigt um sich) Das ist nach meinem Geschmack: Keine Treppen, simple Bauweise, Kühlschrank, Fernseher, Couch. Das ist alles, was mir wichtig ist. Aber ich habe eine Familie und ich wollte, dass meine Kinder in einem familiären Umfeld aufwachsen. Ansonsten sind Häuser überbewertet. Du musst verdammt viele Steuern zahlen, gerade in Kalifornien. Und wenn was kaputt geht, musst du immer fremde Leute reinlassen. Deshalb bleiben manche Sachen bei mir für immer kaputt. Gerade ist was in meinem Bad kaputt, aber ich lasse es jetzt so, bis das Haus sowieso renoviert wird.

»Ich habe seit sechs Jahren keinen Song mehr mit ihm, Jay Rock oder Ab-Soul aufgenommen«

Hast du eine persönliche Story von deiner Zeit in Deutschland, die dir deine Mutter erzählt hat?
Nein. Ich weiß nur, dass ich und ein anderes Kind die einzigen schwarzen Kids im Krankenhaus waren. Sie hat mir erzählt, dass es an dem Tag schneite und wir 30 Minuten voneinander entfernt geboren wurden. Wir waren die einzigen schwarzen Babys in diesem Militärkrankenhaus … wie funktioniert das hier, hat das Militär eigene Krankenhäuser?

Ich hab keine Ahnung.
Ich denke, ich bin in einem Militärkrankenhaus geboren worden, ja. (Pause) Dieses andere schwarze Kind … mich würde interessieren, wer zum Teufel das ist. Er lebt wahrscheinlich irgendwo in Arkansas oder so.

Oder seine Eltern sind hier geblieben.
Ja, er könnte auch German as fuck sein. Wenn meine Mum damals geblieben wäre, hätte ich auch einen deutschen Pass bekommen können. Aber sobald ich alt genug war zu fliegen, ist die direkt aus Deutschland abgehauen. (lacht)

Deine Tochter spielt sehr ambitioniert Fußball. Wusstest du irgendwas über den Sport, bevor sie damit angefangen hat?
Hell nah! Ich hab den Scheiß gehasst.

Und jetzt? Hast du einen Lieblingsspieler?
Hell nah. Wenn, dann schaue ich mir Frauenfußball an. Ich kann mir Männerfußball nicht geben. Die liegen dauernd nur auf dem Boden rum. Diese N**gas sind so fake. (imitiert einen Fußballer nach einem Foul, Gelächter) Die rollen am Boden rum und halten sich ihren Knöchel – die sind die größten Pussys, Mann! Ehrlich jetzt. Die Frauen sind deutlich tougher als die Männer. Ich schaue wenn dann auch nur die College-Spiele. Die Nationalmannschaft gegen irgendwen – das interessiert mich nicht. Selbst da heulen die Männer nur rum! Tun so, als ob ihnen etwas weh tut, und rennen fünf Sekunden später wieder durch die Gegend – das ist lächerlich. Das siehst du beim Frauenfußball nicht. Die Dudes sind Weicheier. 

Mitarbeit: Juri Andresen & Dennis Pohl
Fotos: Sascha Haubold

Dieses Feature erschien in JUICE 193. Aktuelle und ältere Ausgaben könnt ihr versandkostenfrei im Onlineshop bestellen.

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