(Nature Sounds/New World Color)
»Below the Heavens« ist Johnson Barnes persönlicher Fluch und Segen. Der kollaborative Opus mit Produzent Exile rief den Rapper einerseits auf den Plan der Rucksackfreunde und wurde von Kritikern einhellig als Meilenstein geadelt. Gleichzeitig wird nun jedes neue Release von Blu mit ebenjenem Erstling verglichen. So erging es zuletzt auch »NoYork!«, Blus letztem Release, das vor drei Jahren völlig zu Unrecht unterging. Zu sperrig war das Projekt womöglich, mit dem sich der Rapper nach einem erfolglosen Deal mit Warner im Umfeld von »Low End Theory« und Flying Lotus’ Label Brainfeeder verortete. Dem großen Portrait seiner Heimat Los Angeles, das Blu seit jeher zeichnet, fügte dieses Album jedenfalls eine weitere wichtige Silhouette hinzu. Auch »Good To Be Home« steht nun in dieser Tradition und ist auf der textlichen Ebene so etwas wie ein Hood-Tagebuch und eine Hommage an den Westcoast-Rap der vergangenen Tage. So werden etwa mit den Kollegen Fashawn und Pac Div die »Boyz N the Hood« zitiert, der »Dre Day« gefeiert oder Kool & The Gangs »Summer Madness« in eine Straßenversion der Fresh Prince’schen »Summer Time« verwandelt – »We dump the 1s on the block, when the sun get hot/Hit the beach with the freaks, Chucks with no socks«. Das allein würde als Konzept für eine Platte genügen, doch Blu scheint das bei all seiner Cleverness nicht zu reichen. So verteilt er die zwanzig Tracks, die auch ein langes Album hätten bilden können, auf zwei Tonträger – ein Konzept, das gut aussieht, sich mir ansonsten leider weniger erschließt. Es mag an den Produktionen liegen, die allesamt aus der Feder des rätselhaften Produzenten Bombay stammen und die sich über die Laufzeit einer guten Stunde eher zu einer homogenen und undurchsichtigen Masse aus Soul-Samples formen, anstatt verschiedene wiedererkennbare Höhepunkte zu bilden. Daher sind es genau die wenigen Momente wie etwa »Rap Dope«, ein unglaublich reduzierter G-Funk, in denen Blus charakteristischer Flow zu ganz neuen Fähigkeiten aufläuft und sich abzeichnet, dass da in Zukunft noch viel mehr gehen könnte, als die nächste BoomBap-Reminiszenz mit Exile, die sich viele so sehnlich wünschen.
Text: Wenzel Burmeier
Bild: Cover