Blu könnte einer der größten Rapper sein. Stets mit bedingungsloser Rucksack-Liebe gesegnet, geht er dennoch furchtlos durch jede Hood der Staaten, da ihm die Straßen ebenfalls zu Füßen liegen. Gleichzeitig verfügt er über ein Stilbewusstsein, dass jeden Open-Mic-Stammgast zu dem macht, was er ist: einem langweiligen Open-Mic-Stammgast. Blu ist ein Ausnahme-MC, wahnsinnig guter Rapper, der sowohl das technische als auch die Sinngebung beherrscht, und eigentlich einen verdammten Top 10-Einstieg verdient hätte. Vertrag bei einem Major Label? Dir sei es verziehen. Zieh durch, Junge.
Gott weiß, wie seltsam umnachtet Johnson »Blu« Barnes auf seinem Rock The Bells-Auftritt gewesen sein muss, als er das fertige Album dem Publikum schenkte. Nicht als akustische Darbietung, sondern als richtige CD. Wirklich überrascht kann er nicht gewesen sein, als der Langspieler postwendend im Netz landete. Wie es scheint, war dies sogar beabsichtigt. Wer möchte, kann »No York!« also herunterladen, am Release-Tag kaufen, oder erst mal als Stream anhören. Vom Künstler ist es abgesegnet.
Obgleich »No York!« sein Major Debut darstellt, handelt es sich hierbei in keinsterweise um leicht verdauliche Massenware. »Doin Nothin« feat. U-God ist ein wild pumpendes Ungetüm, welches Blu mit seinem intuitiven Flow beiläufig bezwinkt, »Everything OK« mit Jack Davey klingt als würde ein Tobsüchtiger auf der Gamescom herumwüten und sowieso ist jeder Tune ziemlich durchgeknallt. Das tonnenschwere »Tags«, welches in Zusammenarbeit mit Exile entstand, wird wohl bis in alle Ewigkeit auf allen True-School Parties des Planeten zu hören sein, »Down To Earth« dürfte für zahlreiche glimmende Sportzigaretten sorgen und das abschließende »Doin Somethin« mit Pac Div, U-N-I, J’Davey, Tiron & Ayomari vereint ein ganzes Geschwader an Blog-Lieblingen. Ein großes Album. Wir sind sogar ziemlich sicher, dass einige ihr hart erarbeitetes Geld in den Online-Shops und Plattenläden gelassen hätten. Aber wenn er es so will, bitte sehr.