Flowin Immo – Geschlossene Gesellschaft // Review

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Immo_GG_Cover_250(Immonopol/Recordjet/Soulfood)

Wertung: Drei Kronen

Crowdfunding ist im Jahr 2014 zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft, ja sogar der geschlossenen Gesellschaft von Flowin Immo, geworden. Die Musik- und HipHop-Szene hat die Vorteile dieser Art von Finanzierung erkannt und will auf den Zug aufspringen. Dabei spielt ausgerechnet ein alter Hase eine nicht unbeachtliche Vorreiterrolle. Flowin Immo hat sein neuestes Album innerhalb von nur zwei Wochen komplett über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert. Diesbezüglich mit der Zeit gegangen, bleibt er sonst weitgehend der Alte. Und das nicht im hängengebliebenen Sinne. Vor knapp fünf Jahren flüchtete Immo plötzlich von der musikalischen Bühne und kommt jetzt mit einem Album zurück, auf dem er uns an genau diesen fünf Jahren teilhaben lassen will. Von der puren Frustration (»Geschlossene Gesellschaft«) über die tiefste Depression (»Einsamkeit«) bis hin zum Neustart (»Irgendwann«) gewährt er uns tiefe Einblicke in seine Persönlichkeit. Diesen Einblicken zu folgen, fällt aufgrund der Verkopftheit des Sounds allerdings nicht immer leicht. So findet man sich beim Hören des Albums auf einmal zwischen funkigem Ska (»Pinke Pinke«), Reggae-Hymnen (»Reue«), lockerleichtem Rap (»Liebe Leute«) und Schnulzensongs (»Vulkan«). Auch wenn sich auf dieser Platte ein roter Faden durch den textlichen Inhalt und die musikalische Vielfalt zieht, tut sich Immo schwer damit, die Aufmerksamkeit des Hörers über 14 Songs aufrechtzuerhalten. Die »Geschlossene Gesellschaft« nimmt einen schnell in ihrer Mitte auf und schmeißt einen kurz darauf genauso abrupt wieder aus der selbigen heraus. Daran, dass hier ein absoluter Vollblutmusiker am Werk ist, kommen zu keiner Zeit Zweifel auf. Immo hat die Produktion selbst in die Hand genommen, alle Instrumente im Alleingang eingespielt, und ganz ohne aufmerksamkeitserregende Featuregäste auch noch jeden einzelnen Part gerappt respektive gesungen. Rein vom Handwerk her bietet dieses Album kaum Angriffsfläche. Trotzdem wird es vermutlich schneller in Vergessenheit geraten als seine visionäre Entstehungsgeschichte.

Text: Dennis Jungfleisch

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