Most Known Unknown – Wie Memphis HipHop bis heute beeinflusst // Feature

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»Es taucht überall auf. Du erkennst in allen aktuellen Sachen Memphis-Elemente. Ein Rapper aus New York muss sich heute Memphis- oder Dirty-South-Stilmitteln bedienen, um überhaupt relevant zu bleiben. Früher war das undenkbar«, sagt Opti Mane. Dass eine reduzierte Herangehensweise und tiefe 808s, HiHat-Rolls und klatschende Snares wieder en vogue sind und seit einigen Jahren eine Re-Simplifizierung des Sounds stattfindet, geht einher mit dem finalen Aufstieg von kommerziell erfolgreichem Memphis-Rap. In der Post-Pop-Ära sind wieder klassische HipHop-Werte wie Authentizität und Härte gefragt – Werte, die Memphis-Rap immer verkörpert hat. Die obere US-Rap-Riege schmückt sich durch angesprochene Co-Signs und Features mit diesen Merkmalen, zollt der Stadt und ihrem musikalischen Vermächtnis aber endlich Tribut.

Back 2 back

Drake, dessen Vater Dennis Graham aus Memphis stammt und in den Sechziger- und Siebzigerjahren gemeinsam mit Ikonen des Memphis-Soul Studiozeit teilte, erwähnt das musikalische Vermächtnis von Bluff City in der Vergangenheit immer wieder. Von lyrischen Referenzen, die bereits auf seinen ersten Mixtapes zu finden sind, über sein ikonisches Video zu »Worst Behaviour« (2013), das mit Cameos von Juicy J und Project Pat an legendären Orten wie der Beale Street gedreht wurde, bis hin zu Drizzys Co-Sign von Memphis-Rapper BlocBoy JB und deren gemeinsamer Single »Look Alive« weist Drakes Bio unzählige Momente auf, die seine Faszination für Memphis belegen. Ob tatsächlicher Respekt oder kalkulierte Imagearbeit – auch der Kanadier ist mitverantwortlich, dass Memphis nicht verschwand.

»The whole Memphis sound is really what influenced my sound. I grew up (listening to) a lot of Three 6 Mafia, cause to me they had better flows then everybody, better beats then everybody« – Metro Boomin

An Atlantas Status als Quelle für Trap-Sound hat sich bis heute nichts geändert. Doch das Narrativ bröckelt. Denn je populärer und einflussreicher ein Genre, desto mehr häufen sich die Fragen nach dem Ursprung. So wird zum Beispiel nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen, dass der omnipräsente Triplet-Flow, der gemeinhin gerne als »Migos-Flow« bezeichnet wird, nicht von Quavo, Offset und Takeoff stammt, sondern schon 1995 von Lord Infamous auf Three 6 Mafias »Mystic Stylez« zu hören war. 2 Chainz adressiert diesen Umstand sogar auf einem seiner Songs: »Look at my car, how did it get on dem sixes/This flow come from Drizzy, he got it from Migos, they got it from Three 6«.

Zweitausendachtzehn waren mit Yo Gotti, Moneybagg Yo, BlocBoy JB und Young Dolph vier Rapper aus Memphis in den Top Twenty der amerikanischen Billboard-Charts. Und obwohl sich die Musikindustrie in den 13 Jahren seit »Most Known Unknown« unwahrscheinlich gewandelt hat, scheinen einige Konstanten zu bleiben: Young Dolphs letztes Album »Role Model« erschien ohne Major über das eigene Independent-Label Paper Route Empire. Der amerikanische Musikjournalist Yoh Phillips fasste den Einfluss der Bluff City in einem Feature Anfang letzten Jahres schließlich treffend ­zusammen: »To remove the influence of Memphis, Tennessee, from modern hiphop would be no different than extracting the spine from the human body«.

Text: Juri Andresen & Fionn Birr
Illustrationen: Julius Klemm

Dieses Feature erschien in JUICE 192. Aktuelle und ältere Ausgaben könnt ihr versandkostenfrei im Onlineshop bestellen.

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