Spricht man von HipHop-Acts des US-amerikanischen Ostens, denkt man oft an dieselben Namen: Notorious B.I.G., Nas, KRS-One oder Jay Z. Sie stehen stellvertretend für eine ganze Stadt, die wiederum Stellvertreter für eine ganze Küstenseite sein will. Die Strippen an der East Coast werden aber oftmals von Philadelphia aus gezogen, von Schoolly D, von The Roots, von Freeway. Einer, der nun ebenfalls ein solcher Strippenzieher werden will, ist Lil Uzi Vert.
Und der erst 21-Jährige zieht seine noch junge Karriere gleich mal entsprechend großspurig auf. Denn der Umgangston im Norden der Stadt ist hart, und das merkt man auch seinen authentischen Texten an. Das Resultat: Millionenfache Soundcloud-Klicks. Doch nachdem er seine Karriere gestartet hat, verlässt er Philly plötzlich. Bloß warum?
Als Phänomen der Generation Post-Internet muss es wohlüberlegt sein, wie sich bei der Fülle an Konkurrenz Wiedererkennungswert schaffen lässt, während man auf einfaches kostenfreien Streamings setzt. Die Tage der großen Vorbilder aus Philadelphia sind eben weitgehend vorbei. Ständig tauchen neue Stimmen und Gesichter auf. Manche setzen auf ein schrilles Aussehen, andere vertrauen auf brachial-satten Sound. Lil Uzi Vert sieht sein Erfolgsrezept in einer Mischung aus beidem, und der Weg dahin war schnell und kurz. Angefangen hat alles in der 10. Klasse seiner Highschool. Gemeinsam mit Freund William Aston formte er das Projekt Steak Town Zombies, das sich seit dem lokalen Hype allerdings nur noch in Tumblr-Untiefen nachweisen lässt. Nach mäßigem Erfolg wollte Uzi, bürgerlich Symere Woods, dann als Solokünstler nachlegen. Ein selbstbetitelter Track landete prompt in den Händen von DJ Diamond Kuts, die den Song bereits kurz nach dessen Aufnahme in der Rotation eines Radiosenders in Philadelphia platzierte. Don Cannon hörte mit.
Mit der Position als Vizepräsident der A&R-Abteilung bei Def Jam schien Cannons Begeisterung für Uzi nicht aus losen Worthülsen zu bestehen. Cannon reichte das Jungtalent an DJ Drama weiter, der eine A&R-Position bei Atlantiv bekleidet. Dann ging alles ganz schnell. Nach drei Mixtapes genießt Woods bereits Co-Signs von Wiz Khalifa und A$AP Rocky. Produzenten der Stunde wie Metro Boomin und Wondagurl reißen sich um den quirligen Exzentriker. Überhaupt, so richtig läuft es erst seit seinem Umzug nach Atlanta. Dort arbeite jeder mit jedem, man tausche sich viel häufiger aus, netzwerke klüger. In der Heimat Philadelphia gebe es das nicht, verriet er SPIN: »Dort ist es viel konkurrenzbetonter. Jeder will es nur noch sich selbst beweisen und versucht, die lyrischsten Songs zu schreiben. In Atlanta geht es aber nur um Hits. Dort folgt man der Clubkultur. Letztlich ist alles Rap, aber das ist ein echter Unterschied.« Im Süden hat man längst begriffen: Genug Geld gibt es dort für alle zu verdienen.