»Ich habe meiner Mutter ein Haus gekauft«: Trippie Redd im Interview über Geld // C.R.E.A.M

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Egal ob €uro, Dollar$ oder ¥en: Bars über Kontostände und Luxusgüter sind im HipHop usus, seit Labels sich Anfang der Achtziger erstmals den großen Reibach mit dem gerappten Wort erhofften. In der Gesprächsreihe »C.R.E.A.M.« lest ihr deswegen zukünftig Interviews, die sich primär um den rollenden Rubel drehen. Premierengast: Trippie
Redd. 

Millionär mit 18 – trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Gesichtstattoos. Keine Frage, Trippie Redd ist eine Erscheinung. Als einer der Speerspitzen der Generation »Soundcloud Rap« (lest hier, warum Soundcloud HipHop für immer verändert hat), die nach 2016 zuerst
das »XXL«-Freshman-Cover und anschließend die einschlägigen Playlisten überschwemmte, hat der in Ohio aufgewachsene Michael Lamar White IV in den vergangenen Jahren so einige Dollar Umsatz gemacht. Kein Wunder, dass er seine abstrusen Diamantketten in einem eigenen Köfferchen zum Interviewtermin mitbringt. Aber von vorne: Was macht
das mit einem jungen Künstler aus einfachen Verhältnissen, wenn er ganz plötzlich reich ist?

Kannst du dich an deinen ersten Job erinnern?
Ich habe bei Little Caesars gearbeitet. Das ist Pizza-Kette, wo die Pizza nach Pappkarton schmeckt. Ich musste die Pizzen zusammenstellen. Das habe ich drei Tage lang ausgehalten, dann bin ich gegangen ohne meinen Gehaltsscheck abzuholen.

Und wann hast du zum ersten Mal Geld mit deiner Musik verdient?
Gleich zu Beginn meiner Karriere, in Atlanta. Das waren 5.000 Dollar für ein Feature.

Nicht schlecht. Was war die erste Geldsumme, die dich so richtig umgehauen hat?
Wahrscheinlich, als ich vor zwei Jahren meinen Verlagsdeal für eine Million Dollar unterschrieben habe.

Hast du irgendwann mal Druck verspürt, über materielle Dinge rappen zu müssen, die du dir nicht leisten konntest?
Nein, ich habe eigentlich immer über Sachen gerappt, die ich schon besaß. Aber prinzipiell habe ich kein Problem mit dem Motto »Fake it til you make it«. Vielleicht geht es einem nicht immer so gut wie jemand anderem. Mach einfach das Beste draus.

Was war der Traum, den du dir erfüllt hast, nachdem du deinen ersten großen Scheck eingelöst hast?
Ich habe meiner Mutter ein Haus gekauft. Das hatte ich schon lange vor. Geld für andere auszugeben fühlt sich auf jeden Fall besser an, als sich selbst Dinge zu kaufen.

Du bist bekannt für deine Ketten. Ist Schmuck dein größtes Laster?
Ich gebe gar nicht so viel Geld für die Ketten aus – nicht mehr, jedenfalls. Mittlerweile schaffe ich es, eine Kette, die normalerweise 140.000 Dollar wert wäre, für 30.000 Dollar zu kaufen. Nur, weil ich einen gewissen Status habe und somit auch für den jeweiligen Juwelier werben kann. Wenn ich drüber nachdenke, habe ich insgesamt doch einen Haufen Geld für Ketten ausgegeben – wahrscheinlich eine halbe Million –, wie ein Vollidiot. (lacht) Aber das war es wert.

Schoolboy Q hat mir kürzlich erzählt, dass er lange kaum Geld ausgegeben hat, bis er einfach eines Tages aufgewacht ist und wusste, dass er sich einen Ferrari kaufen will. Ist dir schon mal etwas Ähnliches passiert?
So fühle ich mich jeden Tag. Aber ich kaufe mir dann beispielsweise eine alte PlayStation oder XBOX mit tausend Spielen. Das ist nicht so teuer wie ein Ferrari. Natürlich könnte ich mir ein geiles Auto kaufen, aber es geht mir mehr darum, mir Dinge zuzulegen, die mich wirklich glücklich machen.

Welches ist das beste und welches das schlechteste Investment, das du über die Jahre gemacht hast?
Mein Haus in LA – sowohl als auch. Ich wohne dort nämlich nur zur Miete, weil ich einfach ausziehen können möchte, wenn ich keine Lust mehr habe. Ich zahle einmal jährlich Miete – ungefähr hunderttausend Dollar. Für dieses Geld könnte ich in Ohio ein relativ gleichwertiges Haus bauen. Na gut, ein bisschen teurer wäre es wahrscheinlich. Wenn ich ne halbe Million investieren würde, hätte ich wahrscheinlich ein mehrere Hektar großes Grundstück. Aber so ist LA – die Mieten sind absurd.

Hast du jemanden, der dir in Sachen Vermögensverwaltung hilft?
Ich habe einen Buchhalter. Und ich unterhalte mich mit meinen Eltern darüber. Sie haben mir geraten, dass ich mich nicht nur auf die Musik konzentrieren und auch in anderen Geschäftsfeldern tätig werden soll. Ich habe da schon einen Haufen Ideen. Ich möchte zum Beispiel eigene Klamotten und Videospiele herausbringen.

Was ist die größte Lüge übers Reichsein?
Dass man keinen Stress mehr hat.

Also gilt weiterhin »Mo money, mo problems«?
Fa’ sho.

Wenn du jemandem zeigen willst, wie beschissen du meinen Song findest,
musst du ihn streamen. Du zahlst mir also Geld, um deinen Freunden
meine Wackness zu beweisen.

Du hast gerade deinen Buchhalter erwähnt. Wie oft checkst du deinen Kontostand?
Sehr selten, das sollte ich wirklich öfter tun. Ich versuche, ein- bis zweimal im Monat nachzuschauen, um nicht zu viel auszugeben.

Du warst vor ein paar Jahren Teil einer jungen Generation, die einen neuen Sound und Look im Rap etabliert hat. Dafür gab es viel Backlash. Glaubst du, dass das auch mit der Tatsache zu tun hatte, dass sogenannte »Soundcloud-Rapper« plötzlich einen Haufen Geld verdient haben?
Ich glaube, jeder wird irgendwann gehatet – niemand ist perfekt. Ich versuche, mich damit nicht zu sehr zu beschäftigen. Die Gesichtstattoos, all das, wofür wir gehatet wurden, das gab es doch schon längst in vorangegangenen Generationen. Was zählt, ist ohnehin nur die Musik – und die ist gut, da achte ich schon drauf. Das Schöne heutzutage ist ja: wenn du jemandem zeigen willst, wie beschissen du meinen Song findest, musst du ihn streamen. Du zahlst mir also Geld, um deinen Freunden meine Wackness zu beweisen. Und deine negativen Kommentare auf meinem Insta-Profil steigern nur meine Reichweite. (lacht) Zeig deinen Freunden also ruhig, dass ich trash bin.

Heißt das, dass Einfluss und Reichweite automatisch Geld bedeuten?
Es heißt vor allem, dass du keinen Einfluss hast, wenn du keine Hater hast. (lacht)

Was würdest du tun, wenn dir jemand ewige Glückseligkeit im Gegenzug für all deinen Reichtum und deine Besitztümer versprechen würde?
Ich würde sagen: Fuck no! Und ich würde mich meinen Problemen wie ein erwachsener Mann stellen. (lacht)

Text: Jakob Paur
Foto: 10k Projects
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