Freddie Gibbs – Freddie // Mixtape der Ausgabe

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(ESGN / Empire)

Ich lasse da auch nicht mit mir reden: Geht es um die unterschätztesten Rapper der vergangenen zehn Jahre, so gehört Freddie Gibbs mindestens in die Top drei. Die schiere Masse an qualitativ hochwertiger Musik, die der Mann aus Gary, Indiana, in der vergangenen Dekade auf den Markt geworfen hat, lässt auch andere Mixtape-Großmeister wie Action Bronson, Curren$y oder Wiz Khalifa mit der Zunge schnalzen. Nichtsdestotrotz: Der ganz große Durchbruch blieb Gangsta Gibbs stets verwehrt. Das zeugt von einer gewissen Dickköpfigkeit, die sein 2006 bei Interscope aufgenommenes Debüt im Regal versauern und den Ausflug zu Jeezys CTE-Label vor einigen Jahren zu einem jähen Ende kommen ließ. Vielleicht ist es auch besser so: Gibbs war nie ein Rapper, den man sich mit semi-informierten Gelegenheitshörern teilen musste; keiner, der sich je für ein paar Plays oder Likes verbogen hat; aber auch niemand, der sich ob ausbleibender Gold- und Platinerfolge festfuhr. Ganz im Gegenteil: Gibbs’ Stärke bleibt weiterhin seine Wandelbarkeit. Völlig wurscht, ob er verwackelte MPC-Gerüste von Madlib oder (wie im vorliegenden Opus) bedrohlich ratternde Synth-Ungeheuer von Kenny Beats berappt, ob er lyrisch den kaltblütigen Killer, den selbstverliebten Player, aber auch den gebrochenen Dealer mimt – das Ergebnis bleibt stets ungestreckt dope. Auf dem simpel, aber effektiv betitelten Überraschungsrelease »Freddie« hat Gibbs dabei vielleicht sogar den Spaß seines Lebens. Das fängt schon beim großartigen Artwork an, einer augenzwinkernden Hul­digung des dritten Albums der verstorbenen R’n’B-­Legende Teddy Pendergrass. Zum Vergleich: Das Reinkarnationskurzwerk »You Only Live 2wice« diente noch primär der Bewältigung des 2016 in U-Haft in Frankreich und Österreich Erlebten. Auf Tracks wie der »Boyz-N-The-Hood«-Hommage »Death Row« oder der G-Funk-Verbeugung »2 Legit« spielt Freddie Kane nun vollkommen befreit auf. Das Attribut »underrated« wird der Wahlkalifornier mit seinen 36 Jahren wohl trotzdem nicht mehr los. Und das ist auch in Ordnung.

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