Freddie Gibbs – You Only Live 2wice // Review

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(soundcloud.com/gangstagibbs)

Gangster-Attribut in allen Ehren, Freddie Gibbs schien bereits geläutert. Physisch wie psychisch. Nachdem sich 2014 ein Verwirrter nach einer Show in Brooklyn als Mitglied seiner Entourage untermischte und mehrere Schüsse auf Gibbs Fahrzeug abgab, musste sich Gibbs 2016 mit Vorwürfen der Vergewaltigung zweier Minderjähriger konfrontiert sehen. Letzteres bremst nicht nur die Karriere, kratzt vor allem aber an der Reputation. Seit die Anschuldigungen des sexu­ellen Missbrauchs von einem Wiener Gericht fallen gelassen wurden, kämpft sich Gibbs sukzessive ins Dasein als Rapper zurück. Beseelt von dem neu gewonnenen Freiheitsgefühl, lässt er seinem ganzen Frust über die verpasste Zeit freien Lauf. Detailliert beschreibt er Szenen und Gedanken aus der Inhaftierung: Wie hilflos und alleingelassen er sich in der österreichischen Knast-Bibli­othek fühlte, wie er zurück zu seiner eigentlichen ­Be­stimmung als verantwortungsvoller Vater und Ehe­partner fand und wie unzumutbar die Wiener Küche sei. Das geschieht derart eng durchdacht, dass dafür gerade mal acht Songs vollkommen ausreichen. Mit dieser Art Übergangsalbum scheint Gibbs zurück aus der Zwangs­pause, stärker wie verletzbarer als je zuvor. Sein Feuer hat er dabei kaum verloren, denn noch immer kann er sich jede Art von Beat zur Brust nehmen ohne ins Stocken zu geraten. Madlib’sche Schule eben. Auch Gesang ist mittlerweile drin. So liegt es vielleicht ganz an ihm allein, was er aus seiner zweiten Chance macht. Man muss es ihm nur gönnen.

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