Eminem veröffentlicht neues Album »Kamikaze« ohne jegliche Vorankündigung // Stream

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Machen wir’s kurz: Eminem ist sauer. Sehr sogar. Kein Wunder: Die versammelte Musikpresse ließ kein gutes Haar am Mitte Dezember veröffentlichten »Revival« – ein neuer künstlerischer Tiefpunkt in Slim Shadys Karriere sei erreicht, so lautete der Konsens. Tatsächlich wirkte das siebte Studioalbum des wohl erfolgreichsten Rappers der HipHop-Geschichte genauso konzept- und ziellos wie aufgebläht. Nie kam auf den 19 Tracks das Gefühl auf, Marshall Mathers hätte sich im Rahmen der Aufnahmen Gedanken über einen Spannungsbogen gemacht, von einer Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist ganz zu schweigen, so aus der Zeit gefallen wirkte die LP.

Ein knappes Dreivierteljahr ist seit dem Fiasko vergangen – neben allerlei medialer Häme holte sich Em im Sommer vor allem eine ganze Menge Fanliebe ab, performte in Hannover seine erste Soloshow auf deutschem Boden seit einer halben Ewigkeit und fand so wohl auch die nötige Bestätigung für seinen nun völlig aus dem Nichts gedroppten Gegenschlag: »Kamikaze« ist, wie der Titel schon vermuten lässt, die Flucht nach vorne. Eine Abrechnung mit allen Kritikern, mit HipHops Status quo, vielleicht auch mit seinem eigenen Unvermögen. Das Cover, eine Hommage an das Beastie-Boys-Debüt »Licensed To Ill« von 1986, zeigt ein Kampfflugzeug, auf dem zentral der Schriftzug »FU-2« prangt. Den Fickfinger in Shady-Manier bekommt man jedoch nicht nur auf visueller Ebene serviert – nein, von Beginn an wirkt Eminem angetrieben vom Misserfolg von »Revival«. Und das ist auch gut so: Dass er sich scheinbar, auch wenn er mit einem Blick auf sein Bankkonto null Ficks geben könnte, sehr intensiv, ja vielleicht sogar gewohnt manisch mit der Kritik an seinem letzten Opus auseinandergesetzt hat, gibt ihm hier eine Bestimmung. Ist »Kamikaze« vielleicht sogar sein bestes Album seit »The Eminem Show«? Das wird die Zeit zeigen.

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