Opti Mane – Der Bettchiller // Review

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(Lebemann Unterhaltung)

Deutschrap befindet sich gerade in einer ekligen Phase: Aus Trends wurden gewinnversprechende Kopiervorlagen, weshalb täglich Rapper eigene Ideen über Bord zu werfen scheinen, um die letzten Tropfen Milch aus dem wund­gemolkenen Industrie-Euter abzuzapfen. So trällert Massiv seine Hood-Hymnen nun auf Afro-Trap-ähnlichen Instrumentals (»Milieu«), und drei gestandene Rapper vereinen sich auf einem Track namens »Alles lit«. Zum Glück bietet die Szene aber auch weiterhin einen bunten und pulsierenden Untergrund, der sich frei von zeitgeistigen Release-Plänen und Erfolgsformeln macht und stur die eigenen Filme weiterdreht. Das Resultat davon: guter, abwechslungsreicher und authentischer Rap. Zu bestaunen eben auch auf Opti Manes »Der Bettchiller«-Tape. Der Bielefelder ist seit Jahren Mitgestalter der gut vernetzten deutschen Phonk-Szene, die – den Memphis-Sound als Inspirationsquelle – Kassetten für Liebhaber veröffentlicht. Auf angenehm dumpfen Instrumentals erzählt der »zertifizierte Spritzer« dabei zwischen heruntergepitchten Vocal-Sample-Hooks authentisch und unverkrampft von alltäglichen Problemen wie Stress oder der Eiswahl, sowie von völlig überzogenen Lebemannfantasien und ausufernden Kiffkomata. Dabei trifft traditionsbewusste Ernsthaftigkeit auf lockeren Spielerhumor und Opti Manes variabler Flow auf tolle Gastbeiträge von Deutsch-Phonk-Chef Skinny Finsta, Caramelo oder Hugo Nameless. So entsteht ein detailverliebtes Tape, das einen dopen und ­wichtigen Gegenpol zur glamourös-langweiligen Deutschrap-Oberfläche schafft – der, und das ist das Wichtigste, eigen und leidenschaftlich gemacht klingt. Und wer sonst bietet in seiner Albumbox seine Bachelorarbeit zum Thema »Memphis Rap und Dirty South« an? Frei nach Peti Free und Mister Mex: »Das Beste an Rap ist der Untergrund!«

Text: Louis Richter

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