Domo Genesis – Genesis // Review

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Genesis groß

(Odd Future/Sony)

Wertung: Vier Kronen

Ob tot oder lebendig, das steht längst nicht mehr zur Debatte. Odd Future sendet auf allen Kanälen. Nur wurde der einst brüderliche Hangout über die letzten Jahre zum losen Verbund, streng genommen zur Marke, unter deren Schirmherrschaft jeder Mitstreiter seine eigene Charakteristik herauszuschälen sucht. Auch Dominique Marquis Cole muss nun zusehen, wo er bleibt. Nicht die einfachste Übung, war der L.A.-Native bis dato vor allem der Übersehene im Golf-Wang-Camp. Domo hatte weder den minderjährigen Blues eines Earl Sweatshirt, noch Tylers Impulsivität und schon gar nicht Franks Falsett. Domo Genesis konnte so gut rappen, dass er von Produzenten­ikone Alchemist gleich mit einem Haufen Beats überschüttet wurde. Doch so vorhersehbar Domos Vorliebe für Weed war, so wenig Wiedererkennungswert hatte seine Stimme. Nun hat der Fast-Vergessene ein offizielles Solodebüt – und ist gut darin beraten, falschen Stolz hinten anzustellen. Domo weiß um seine Stellung innerhalb des OF-Kosmos, er kehrt ebendiesen Konflikt sogar nach außen. »I mean really what am I to do?«, fragt er sich und uns gleich zu Beginn von »Genesis«, während die Keys weite Flächen aufmachen, eine Gitarre sich im Hall verliert und die Drums mit ihrem Neosoul-Groove die Richtung des Albums vorgeben. »Never caught me finding me«, hält Domo daraufhin in »One Below« fest, wenn er juveniles Gehabe und fehlgeleitete Fame-Fehden in der Gang reflektiert, nachdem seine Mutter zum Einstieg eine herzzerreißende »special child«-Rede schwingt. Und wieder: warme Keys, die Drums poltern selig vor sich hin. Zugegeben: Die ersten beiden Singles sollte man igno­rieren. Sowohl die Juicy-JKhalifa-Tyler-Koop »Go (Gas)« als auch das obligatorische Paak-Feature »Dapper« funktionieren zwar als aufmerksamkeitsheischende Kifferhymnen, verleugnen aber Domos Weg auf Platte: in seine vernebelte Post-Teenage-Gedanken nämlich, denen er mit liebevoll souligen Produktionen Luft macht. Kein Odd-Future-Member ist bislang diesen Schritt gegangen.

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