Nate57 – Gauna // Review

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nate57 gaunabig

(Rattos Locos/Groove Attack)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Wenn man Nate57 eine Eigenschaft nicht absprechen kann, dann Konsequenz. Nach seinem Debüt »Stress auf’m Kiez«, das auf bis dato selten gehörte Weise authentische Geschichten aus dem Viertel mit Style vereinte, gab es auf dem Nachfolgewerk »Land in Sicht« wenig Überraschungen. Doch gerade hervorstechende Tracks wie »Fata Morgana« oder »Labyrinth« machten dieses Album interessant und eben nicht zu »Stress auf’m Kiez Vol. 2«. Nun liegt mit »Gauna« der dritte Langspieler des Hamburgers vor und schnell wird klar, dass der Vorgänger nur ein kurzer Ausflug und kein Herantasten an neue Gefilde war. Das Album schließt musikalisch wie inhaltlich nahtlos an das 2010er-Debüt an. Der Kreis der Produzen­ten ist zwar nicht mehr so klein gehalten (Gee Futuristic, Brisk Fingaz und Farhot steuern Beats bei), doch weiterhin dominieren simpel gehaltene und dadurch effektive, weil treibende Instrumentale. Textlich geht es um, nun ja, Stress auf dem Kiez. Dabei ist Nate mehr als je zuvor allwissender Erzähler, auf dessen Rücken die Hörer über das Viertel schweben. Das Blaulicht flackert, entfernt steigen Rauchschwaden auf, da unten wohnen die Yuppies, während drüben im Park mit Drogen gedealt wird. Von irgendwoher ertönt ein Alarm, doch genauer kann man das Geräusch nicht verorten – man bleibt in der Vogelperspektive. So vermittelt Nate zwar einen umfassenden, aber leider auch wenig persönlichen Eindruck vom Leben auf dem Kiez. Persönliche Geschichten oder Eindrücke, die echte Empathie erzeugen könnten, sind Mangelware, Personalpronomen die Ausnahme. Am deutlichsten wird dies beim Track »Chaos«, bei dem Nate zur Abwechslung zwar das Viertel verlässt, aber an der Aufgabe, gefühlt alle Probleme dieser Welt auf viereinhalb Minuten verdichten zu wollen, nur scheitern kann. »Gauna« ist ein über alle Maßen konsequentes, aber leider auch weniger mitreißendes Album. Somit bleibt Nate auch nach dem dritten Album weiterhin eher der deutsche Prodigy als Nas: definitiv mehr Talent beim Beatpicken, aber inhaltlich noch Luft nach oben bzw. perspektivisch gerne auch mal nach unten.

Text: Patrick Lublow

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