Big Sean – Dark Sky Paradise // Review

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bigsean_cover(Def Jam/Universal)

Wertung: Viereinhalb Kronen

»Dark Sky Paradise« ist das beste Beispiel dafür, dass auch dann gute Musik entstehen kann, wenn man ein Album am Reißbrett plant. Man nehme eines der aktuell geschmackssichersten Kollektive des US-HipHop, G.O.O.D. Music, schreibe Kanye West als ausführenden Produzenten drauf, rekrutiere die heißesten Produzenten und Musiker der eigenen Zunft für gemeinsame Sessions und ernte schließlich die Früchte des kollaborativen Kreativprozesses. Es klingt konstruiert, es ist konstruiert, aber es funktioniert – und wie. Gerade die ersten vier Songs von Big Seans drittem Studioalbum »Dark Sky Paradise« atmen Zeitgeist so überzeugend wie keiner der anderen, ähnlich durchgeplanten Blockbuster in den vergangenen Monate. Für »I Don’t Fuck With You« mit E-40 haben DJ Dahi, Key Wane und Kanye West die langsam abgeschmackt klingende Erfolgsformel von DJ Mustard ausreichend modifiziert, um auch in der aktuellen Spielzeit noch fresh und modern zu klingen. Auf »All Your Fault« springt Mr. West seinem Schüler auf die Couch, um mit ihm einen Beat zu zerlegen, der die apokalyptischen Trap-Sounds von Travi$ Scott mit einem sehr Kanye’esken Vocal-Sample vermählt. Auch »Blessings« mit Drake und der düstere Opener »Dark Sky (Skyscrapers)«, auf dem Big Sean übermütig seinem mittlerweile legitimierten Superstar-Status huldigt, sind unfickbare Hits. Schade ist einzig, dass das Album das extrem hohe Niveau des Anfangs nicht ganz zu halten vermag. »Play No Games« (mit Ty Dolla $ign und dem allgemein verzichtbaren Chris Brown) und »Win Some, Lose Some« skippt man gerne, vor allem weil Big Sean – so er denn versucht sich von der ignoranten Abfeierei seines Neureichen-Lifestyles zu lösen – weiterhin häufig nur belanglose Gemeinplätze abklappert. Als Rapper jedoch bewegt sich Sean gerade in Richtung unantastbar und bisweilen sogar humorvoll. Und Tracks wie »I Know« mit Jhené Aiko, »Deep« mit Lil Wayne, »Deserve It« mit PARTYNEXTDOOR und »Research« mit Ariana Grande machen »Dark Sky Paradise« ohne Zweifel zu Big Seans stärkstem Album bis dato. Jetzt muss er solche Qualität nur noch ohne ein Großaufgebot prominenter Gäste abliefern. Dann wird aus Big Sean vielleicht wirklich noch ein ganz ganz Großer.

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