Celo & Abdi: »Dann grüßen wir jetzt alle Lauchs: ‚Bonchance‘!«

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Als Rapper tragt ihr auch Verantwortung. Anscheinend könnt ihr damit ganz gut umgehen.
CELO: Wir sind ja auch Ammos. Wir haben den Onkel-Status. Da würde ich niemals sagen, dass Drogen nehmen cool ist.
 
Hat noch nie jemand eure Texte so interpretiert? Keine negativen Erfahrungen?
CELO: Zum Glück hat noch keiner meinen Namen tätowiert.
ABDI: Wir sprechen ja auch mit unseren Fans und versuchen, sie auf den geraden Weg zu leiten. Wir sind keine Moralapostel, aber wir sagen ihnen, dass sie auf ihre Eltern hören und Bildung ernst nehmen sollen. Lasst illegale Sachen und geht den geraden Weg! Man kann ja auch Celo & Abdi hören und trotzdem Student sein. Das gibt es sogar ziemlich oft.
CELO: Alles! Ärzte, sogar Bullen hören uns!
ABDI: Unsere Musik ist mehr Unterhaltung als Lebensratgeber. Wir nutzen dann die Interviews dafür, sachlich zu bleiben und richtig und falsch zu unterscheiden.
CELO: Ich gucke mir ja auch nicht den Film »Heat« an und mache dann den nächsten Banküberfall klar.
ABDI: Oder gucke »Avatar« und male mich dann blau an.
 

 
Diese Haltung auf dem Album ist ein roter Faden.
CELO: Ja, dafür muss es kein Fußball-Album sein.
ABDI: Und kein Avatar-Album.
CELO: Das hat natürlich alles einen roten Streifen, wie Abdi sagen würde.
 
Heißt das Album deshalb »Bonchance«? Und warum schreibt ihr das eigentlich so, wenn es eigentlich »Bonne chance« heißt?
CELO: Weil wir Celo & Abdi sind und das unser Stil ist.
ABDI: Wir schreiben so, wie es uns passt.
CELO: Und damit du mir jetzt diese Frage stellst im Interview.
ABDI: »Bonchance« ist einfach universell einsetzbar. Wenn jemand gerade am Automaten spielt und du läufst dran vorbei, sagst du es. Wenn jemand in Holland mit zehn Kilo Gras losfährt, dann wünschst du ihm »Bonchance«.
CELO: Wenn jemand morgen eine Mathearbeit hat, wünschst du ihm »Bonchance«.
ABDI: Einfach Glück wünschen, wenn ­jemand sich ins Ungewisse stürzt. Damit stellt man klar, dass man dem Gegenüber nur Gutes wünscht.
 
Eine ziemlich optimistische und menschliche Haltung, oder?
ABDI: Kann ja sein, dass du A besser findest als B, und ich sage: »Fuck A, B ist baba«. Aber wenn wir uns trotzdem menschlich verstehen, dann sind wir doch auf einer Augenhöhe, und das macht es aus.
 
Also habt ihr kein Problem damit, wenn bei Konzerten in der ersten Reihe schmächtige Jungs stehen, die so aussehen, als hättet ihr sie früher abziehen können?
ABDI: Ich habe noch nie jemanden ­abgezogen!
CELO: Ich habe noch nie jemanden ­abgezogen, weil er schmächtig war. Schmächtig im Kopf vielleicht.
ABDI: Oder weil er einfach nur ein Hurensohn war.
CELO: Groß, dünn, klein – bei Konzerten gibt es viele Leute, die uns ansprechen wollen.
ABDI: Und das ist doch cool, Alter. Wir sind ja keine Neandertaler. Ich brauche keinen Unsympath, der voll auf Anabolika ist. Der wird zur Seite gemacht. Dann hänge ich lieber mit dem Streichholzbein ab. Es geht nicht um Äußerliches, Kraft oder Status. Mir egal, ob dein Vater Arzt oder Hartzer ist. Uns geht es um Sympathie, Jiggo.
CELO: Im Endeffekt sind wir so, wie wir sind.
ABDI: Und andere Menschen nehmen wir so, wie sie sind.
CELO: Keiner kann mich mit einer Fassade beeindrucken. Hauptsache man hat Kultur und ist gut erzogen. Dann ist man in meinem Herzen willkommen. Und wenn sich jemand wie ein Hurensohn benimmt…
ABDI: …dann ist er halt einer.
CELO: Mit solchen Leuten wollen wir nichts zu tun haben. Aber du meintest eher so Lauchs, oder?
 
Ähm, ja, vielleicht trifft es das.
Beide lachen laut und herzlich los.
CELO: Dann grüßen wir jetzt alle Lauchs: »Bonchance«! Wenn ihr das Album gehört habt, seid ihr keine Lauchs mehr. Dann habt ihr eine kleine Ausbildung hinter euch. Ihr könnt dann das Leben besser meistern und es wird euch keiner mehr Lauch nennen. Versprochen! ◘
 
Fotos: Ondro
 
Dieses Interview ist erschienen in JUICE #167 (hier versandkostenfrei nachbestellen).
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