Veedel Kaztro, Johnny Rakete, Gold Roger & DJ Densen: Niemand hat die Absicht ein Interview zu geben // Interview & Verlosung

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Es hätte so entspannt sein können, zurückgelehnt auf der heimischen Couch mit Bier oder Sportzigarette in der Hand. Niemand hatte die Absicht irgendetwas zutun, doch dann kam alles anders: Plötzlich fanden sich Gold Roger, Johnny Rakete und Veedel Kaztro gemeinsam mit DJ Densen im Tourbus wieder. Eine unbeabsichtigte Reise durch die Republik begann also. Mittlerweile ist die Tour zuende und die Vier haben sich als Team eingespielt. Doch wie sehr färben die Eigenarten des Einzelnen eigentlich auf die Mitreisenden ab? Wird Veedel Kaztro ab jetzt nur noch »One Piece« guckend im abgedunkelten Zimmer sitzen, während sich Johnny Rakete hemmungslos im Büdchen betrinkt und Gold Roger mit Joint im Mund Philosophen zitiert? Zeit mal nachzuhaken. Wir trafen die Drei samt DJ Densen, MPM-Chef Olski und dem Produzenten Hawk One auf einem Berliner Balkon. Zum einen, um auszutesten wie viele Menschen man auf vier Quadratmetern zusammenpferchen kann, vor allem aber zum Reden.

 

 
 

Veedel Kaztro über Serien und Skateboarden

 

Veedel, kannst du »One Piece« und Cartoons im Allgemeinen auch so viel abgewinnen wie Gold Roger?

Ich fand früher »Dragonball Z« mal sehr geil. Und »Sailor Moon«. (lacht) Die »Simpsons« sehe ich mir auch schon an, seit ich drei Jahre alt bin, aber Cartoons und Anime sind eigentlich nicht so meins. Obwohl ich die Prinzessin Mononoke-Filme von Hayao Miyazaki auch alle richtig geil fand. »One Piece« habe ich allerdings nie gesehen.

 

Was fasziniert dich an den Simpsons?

Ich bin damit aufgewachsen und das hat meinen eigenen Humor ziemlich geprägt. Es lief immer abends um 18 oder 19 Uhr und war so eine Art Ritual – also Alltagsshit. Ich mag es, dass es einerseits so einen plumpen Slapstick-Humor hat, es gleichezeitig dann aber wiederum Stellen gibt, an denen man zwischen den Zeilen lesen muss. Das beides zusammen funktioniert ganz gut und ich finde, es ist sehr intelligent gemacht.

 

Kannst du dich dann auch mal einen ganzen Tag nur mit Serien schauen beschäftigen?

Das ist auch schon passiert. Ich habe mir zum Beispiel schon mal zehn Folgen »Breaking Bad« hintereinander angeguckt. Aber gerade habe ich leider sehr wenig Zeit für so was. Ab und zu geht das auf jeden Fall klar.

 

Hast du einen Bezug zum Skateboarden?

Ich bin mal eine Woche Skateboard gefahren, und einen Olli habe ich sogar hinbekommen. Ich wollte das immer machen, weil das so ein Mädchenmagnet ist, aber ich habe es nie richtig durchgezogen.

 

Was ist denn dein Alternativsport?

Ich habe mal Handball gespielt, aber momentan mache ich eigentlich nichts. Ich werde wahrscheinlich wieder anfangen Pumpen zu gehen. Nicht um ein Muskelprotz zu werden, sondern einfach um fit zu bleiben. Es gab schon Zeiten, in denen ich richtig fit war, das war ein schönes Gefühl.

 

Kannst du dich mit Fitness-Rap identifizieren?

Nein, das ist nicht so meins.

Gold Roger: Kennst du Pedaz? Der hat zwei Pumpertracks gemacht, die ich dir mal zeigen muss. So richtig Ruhrpott und Assi. Das ist dein Soundtrack!

Das würde ich mir auf jeden Fall reinziehen. Ich finde es aber ein bisschen komisch, dass Fitness das fünfte HipHop Element zu sein scheint und der Fokus so sehr darauf liegt. Aber es ist natürlich auch mit viel Humor verbunden.

 
 
Johnny Rakete über Büdchen und Video-Battle-Turniere

 

Johnny, Veedels Texte und auch die Titel seiner Releases beziehen sich oft auf das Büdchen, hier in Berlin existiert zum Beispiel auch eine Späti-Kultur. In Bayern, wo du herkommst, aber eher nicht…

Als ich Veedel noch nicht kannte, nicht in Köln war und nicht mit seiner ganzen Gang rumgehangen habe, hatte ich relativ wenig Bezug zu dem, was er in seiner Musik erzählt. Ich habe mich am Anfang auch sehr schwer getan diesen Bezug herzustellen. Denn bei uns in Bayern ist ab 20 Uhr jeder Laden zu und an der Tanke bekommst du nur noch Alkohol, wenn du mit dem Auto unterwegs bist und den Schlüssel zeigst. Das ist echt so. Als Fußgänger bekommst du keinen Alkohol mehr. Schöne Logik auf jeden Fall. Dieses Unverständnis ist jedenfalls schlagartig gewichen, als ich diesen Büdchen-Lifestyle ein bisschen kennenlernen konnte. Und ab diesem Moment macht Veedel Kaztros Musik unheimlich viel Sinn und ist wahnsinnig real. Veedel repräsentiert da echt eine Art Lebensgefühl, aber ich weiß nicht wie nachvollziehbar das für Leute ist, die so was nicht kennen.

 

Würdest du dir für Fürth auch so was wünschen?

Ganz ehrlich, bei mir ist es schon ein Problem, wenn mir die Longpapers ausgehen. Dann muss ich 15 bis 20 Minuten zur nächsten Tanke laufen, weil ich nicht mal ein scheiß Internet-Café in der Nähe habe, dass so was verkauft. Ich wäre total glücklich, wenn es bei uns Späties geben würde, aber das wird befürchte ich nicht funktionieren.

 

Es gibt doch bestimmt genügend andere Leute, die sich das wünschen würden?

Das Problem ist, dass die Regierung sich in unserem CSU-Nazistaat nicht dafür interessiert, was das jüngere Volk will. Da werden Wählerstimmen eher bei Rentnern und elitären Arschlöchern gesammelt. Für die sind der Sonntag, Öffnungszeiten und Schlafenszeiten heilig. Ich glaube die werden sich leider nicht so leicht darauf einlassen, das zu ändern. Mit der Tankstellenregelung wollen sie auch nur dem Entgegenwirken, dass sich Jugendliche nachts besaufen.

Gold Roger: Ich hätte gar kein Geld für ein Auto. (lacht)

Eine total hohle Logik auf jeden Fall.

 
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Du bist der Einzige von euch, der nicht an einem Video-Battle-Turnier teilgenommen hat. Was hältst du von solchen Formaten?

Ich persönlich finde das MOT supercool, weil dieses Format eine interessante Note hat. Das ist nicht nur dieses: »Ich drücke jetzt meinem Gegner Sprüche«. Man muss auch kreativ sein und ein bisschen Substanz als Künstler beweisen. Aber die Energie, die Leute zum Beispiel in das VBT stecken, könnte man genauso gut in eine schöne Platte investieren und dazu dann schöne Videos drehen. Da verschwendet man haufenweise Texte in irgendwelchen Runden und muss dann bei Live-Shows Hinrunde Eins gegen XY spielen. Das ist totaler Schwachsinn. Ich glaube auch, dass Leute denken, dieses VBT-Ding ist alles, was zu Rap gehört. Internet Rap – Das finde ich nicht cool. Andererseits habe ich Respekt vor den Leuten, die da soviel Energie reinstecken.

 

An so etwas würdest du also eher nicht teilnehmen?

Für mich persönlich wäre das nichts. Ich habe erstens keine Video-Dudes bei mir um die Ecke und zweitens wäre es mir zu blöd, da jedes Mal gegen einen Gegner zu schießen, den ich nicht kenne. Da finde ich den Rahmen eines Acapella-Battles viel spannender.

 
 

Gold Roger übers Kiffen und Philosophie

 

Gold Roger, Johnny Rakete thematisiert relativ offensiv das Kiffen in seinen Texten. Für dich scheint das auch keine unbedeutende Rolle zu spielen. Schreibst du Texte lieber bekifft?

Ich kann bekifft sehr gut Texte schreiben. Und ich kann anscheinend auch nüchtern Texte schreiben. Deswegen habe ich es jetzt gelassen. (alle lachen) Also das Kiffen natürlich. Ich glaube es hat eher etwas damit zutun, dass man dicht gerne Musik hört. Dann kann ich mich eher dazu motivieren einen Beat fünf Stunden lang im Loop zu hören und mir doofe Lines zu überlegen.

 

Warum denkst du spielt Kiffen im HipHop eine so große Rolle?

Man muss ja über irgendwas rappen. (Alle lachen) Wenn einem die Ideen ausgehen, man aber kein Gangster ist und sagen kann: »Ich gehe Leute rippen«, sagt man an dieser Stelle eben: »Ich gehe kiffen«. Das gibt einem dann richtig Credibility! (lacht) Nein, aber Rap ist einfach eine super Musik, um zu kiffen. Ich wäre ohne Kiffen vermutlich nie auf HipHop gekommen.

Olski: Bei mir war es andersrum. Ich wäre ohne HipHop nicht aufs Kiffen gekommen.

Ich konnte bekifft einfach keine krassen Gitarren mehr hören und habe deswegen was anderes gebraucht. Kiffen und HipHop passen gut zusammen, weil man dicht gerne HipHop hört. Und wenn man es nüchtern hört, wird so viel darüber gerappt, dass man schon wieder Lust bekommt. Dass ist wie mit dem Huhn und dem Ei.

 
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Johnny Rakete studiert Philosophie, aber auch in deinen Texten spielen Philosophen wie Nietzsche eine Rolle. Beschäftigst du dich aktiv mit philosophischen Werken und Weltansichten?

Ich habe das mal sehr gefeiert. Nachdem ich Religion relativ früh abgewählt habe war es bei uns in der Schule so, dass alle Moslems und Atheisten eine Freistunde hatten. Ab der 8. Klasse kam dann Philosophie dazu und das fand ich sehr geil. Ich hätte es sogar ganz gerne studiert, aber wollte dann doch lieber was machen, womit ich auch mal Geld verdienen kann. Ich hätte auch keine Lust darauf, so viel Sekundärliteratur auf dem Gebiet lesen zu müssen. Aber ich habe mir das Interesse daran bis jetzt beibehalten.

 
 

DJ Densen über den Touralltag

 

Wie anstrengend ist es mit den Dreien auf Tour zu sein?

Ich bin mit Veedel Kaztro ja schon länger unterwegs und Goldie kenne ich jetzt auch schon eine Weile. Nur Johnny Rakete war in dem Fall neu, aber ich finde, das hat sich ganz gut eingegroovt. Natürlich gab es wie bei jeder Band ein paar kleine Scharmützel. Wir hatten zum Beispiel eine Punchline-Kasse und haben unterwegs ein paar Späßchen gemacht.
 

Was kann man sich unter einer Punchline-Kasse vorstellen?

Wir haben uns unterwegs immer ein bisschen gepiesackt und es wurden ein paar Lines ausgepackt. Dann haben wir immer demokratisch darüber abgestimmt, wer die geilste Line gegen einen der anderen rausgehauen hat. Es waren eigentlich kleine Kinderscharmützel. Im Endeffekt ist jedenfalls eine gute Show draus geworden. Obwohl die Beats und Styles der Drei sich schon unterscheiden. Trotzdem hat alles ganz gut harmoniert und funktioniert.

 
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Du bist ja nicht ausschließlich als Tour DJ unterwegs. Was legst du bei deinen Solo Shows gerne auf?

Ich mache nebenher viel Reggae Kram, HipHop natürlich auch und bin oft mit Veedel unterwegs. Es gibt in Köln auch noch ein paar andere Projekte mit Sektor West, Blockrocker Crew und Urban Tree Music. Hier und da habe ich ein paar Finger mit drinnen. Aber primär bin ich derzeit auf Tour. Im Herbst gibt, es weil alles so gut lief, dann sogar eine Fortsetzung. Da spielen wir dann vier Stunden!

 
 
VERLOSUNG*:
Wer es trotz guter Absichten nicht auf die Tour geschafft hat und keine der exklusiven Tour-Compilation abgreifen konnte, hat jetzt die Chance eine zu gewinnen. Wir verlosen unter allen Teilnehmern drei CDs. Dafür einfach eine Mail mit dem Betreff »Niemand hat die Absicht« an verlosungen (at) juice (.) de schicken. Obwohl wir nicht die Absicht haben etwas zu verschenken, wünschen wir viel Glück.
 
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Fotos: Walter Gloeckle
 
Hinweis: Einsendeschluss ist der 24.04.2015. Die Gewinner werden per E-Mail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
 

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