Pouya: Down-South-Neuerzählung // UnderTheRadar

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Das Problem vieler white kids im US-amerikanischen HipHop-Kosmos ist, dass sich noch immer jeder Neuankömmling mit Eminem, Mac Miller und Konsorten vergleichen lassen muss. Das ist absoluter Blödsinn. Denn hört man Kevin Pouya rappen, drängt sich nicht etwa die Slim-Shady-Analogie, sondern die mit einer legendären Crew aus Cleveland auf: Bone Thugs-N-Harmony. Sie vermischten in den 90er-Jahren melodischen Gospel-Singsang mit straighten Raps und wilden Doubletime-Flowabfahrten und wurden so zu einer der bekanntesten HipHop-Formationen der Welt. Und das, was die knochige Crew aus Ohio damals vorantrieb, ist in weiten Teilen das, was Kevin Pouya jetzt macht. Nicht umsonst hat er sich den Nickname Baby Bone zugelegt.

Als Pouya 2013 erstmals viral in Erscheinung tritt, ähnelt der damals 18-Jährige mit seinen bubenhaften Gesichtszügen und den langen, schwarzen Haaren äußerlich eher einem pubertierenden Skater-Kid. Soundtechnisch jedoch assoziiert man mit dem hageren Boy von Anfang an Down-South-Legenden wie Three 6 Mafia oder UGK, gepaart mit einem energiegeladenen Flow eines Denzel Curry. Lyrische Innovationen sind dagegen nicht das Ding von Pouya. Sein Themenfeld bleibt mit Stories über Obszönitäten und das andere Geschlecht oft eindimensional. Doch genau diese Ignoranz macht Pouya, der neben den Bone Thugs Lil B und Chief Keef als Inspirationsquellen nennt, zu einem der spannendsten Miami-Exports der letzten Jahre.

 
Die interessante Mischung rief irgendwann seinen Sunshine-State-Kollegen Robb Bank$ auf den Plan, das Signing auf dessen Label »Smart Stunnas« ließ nicht lange auf sich warten. Trotz wachsendem Blog-Fame, einer gemeinsamen EP mit Sir Michael Rocks und einem stabilen Soundcloud-Grind scheint Pouya derzeit nicht über den Status des local heroes hinauszukommen. Sein kürzlich erschienenes Album »Underground Underdog« könnte seinen derzeitigen Status im Game daher kaum besser beschreiben – und eventuell auch verändern. Das unverbrauchte Anlitz ist für den neuen Langspieler einer verruchteren Version gewichen, soundtechnisch folgt Pouya seiner bewährten Formel: Harte Doubletime-Ansagen auf Downtempo-Beats.

Die Menge an Musik, die tagtäglich durchs Netz kursiert, ist unüberschaubar. Zwischen einer Menge Trash versteckt, blitzen immer wieder Rohdiamanten hervor: die nächsten Hypes der Stunde. #UnderTheRadar widmet sich ebenjenen Artists.

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