»Ich musste aufräumen«, bilanziert Timbaland gegen Ende des Interviews mit Complex. Im Klartext heißt das: Er stellte sich seinen Dämonen, schaffte es, Medikamenten-Sucht und Depressionen hinter sich zu lassen und hat vor allem die Liebe zur Musik wiedergefunden, nachdem ihm zuvor Ruhm und Rummel um die eigene Person zu Kopf gestiegen waren. »Heutzutage sehe ich einen Erfolg darin, bescheiden zu sein und sich über Segen zu freuen, wenn man sie erhält«, so Timbo. Weise Worte einer Legende, die musikalisch so gut wie alles erreicht hat und der es offensichtlich trotzdem – wie so vielen anderen Schaffensgenossen ebenfalls – lange Zeit nicht möglich war, diese Worte auch zu leben. Legte der Produzent aus Virginia doch regelrecht eine Bilderbuch-Karriere hin.
Studiosessions mit Missy Elliott – als Highschooler
Schon als stinknormaler Schüler beginnt der junge Timothy Mosley, Musik zu kreieren. Erst hat er bestimmte Melodien im Kopf und auf den Lippen, später setzt er sie auf seinem ersten eigenen Casio-Keyboard um. Wenig später folgen gar erste Studio-Sessions mit Missy Elliott – damals agiert Timbo noch unter dem Namen »DJ Timmy Tim«. Und so ist es auch Missy, die Timbaland und Jodeci-Mitglied DeVante Swing miteinander bekannt macht und so Timbalands Weg in die Welt der Studio- und Produktionsmittel ebnet. Wenig später entsteht der Swing Mob, unter anderem mit Ginuwine. Auch als Songwriter-Team schreibt die Achse Elliot/Mosley in den Neunzigern zahllose R&B-Hits, zum Beispiel für Usher, Aaliyah, Destiny’s Child oder Total.
Die größte Inspirationsquelle ist es für Timbo dabei allerdings nicht, eine kommerziell-optimierte One-Hit-Wonder-Maschine zu sein. Nein, Timbaland verfolgt eher die ganzheitlichen Visionen eines Quincy Jones. »Er hat Michael Jacksons ›Thriller‹ erst produziert, als er 50 war. Bis dahin hatte er natürlich schon viele Platten produziert, aber erst mit ›Thriller‹ konnte er in eine ganz neue Dimension vorstoßen.«, lässt sich Timbaland im Interview zitieren.
Timbaland meets Timberlake
Seine wohl größten Erfolge feierte Timbo bislang mit Justin Timberlake, indem er unter anderem dessen Klassiker »Cry Me A River« (2002) und das Album »FutureSex/LoveSounds« (2006) produzierte. Eine ähnlich gute Chemie im Studio teilt der Producer mit Jay-Z: angefangen mit dessen Album »Vol. 2… Hard Knock Life« (1998), folgten etliche weitere erfolgreiche Kollaborationen der beiden; zuletzt auf Hovs Album »Magna Carta… Holy Grail« (2013).
»Hör‘ auf damit!«
Doch all diese Erfolge reichten nicht, um Timbaland von Drogen und verschreibungspflichtigen Medikamenten fernzuhalten. Nicht zuletzt waren es letztlich auch wiederkehrende Depressionen, die zu einem radikalen Lebenswandel führten. Eines Tages, so rekapituliert Timbo im Interview, wachte er schließlich auf und hörte eine innere Stimme, die ihm sagte, dass er mit dem Drogenkonsum aufhören müsse. Von da an ging es wieder bergauf. Drogen und psychische Probleme konnte er hinter sich lassen. Nun hat er – zum Glück – auch seine Liebe zur Musik wiedergefunden. Dabei hat er immer noch den Gedanken im Hinterkopf, dass er das Beste noch vor sich hat: »Vielleicht dauert es noch 20, 30 oder gar 40 Jahre, bis ich meinen ›Thriller-Moment‹ haben werde. Ich werde es fühlen, wenn es so weit ist. Man muss nur einsehen, dass man erst den Weg dorthin zurücklegen muss.« Mittlerweile ist Timbaland 45 Jahre alt – es ist also gut möglich, dass er gar nicht mehr ganz so lange auf seinen »Thriller-Moment« warten muss.