Telly Tellz – Durch // Review

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(Telly Tellz)

Wer eine Dekade im Rapgame überlebt, hat einiges durchgemacht, viel zu berichten – und ein dickes Fell. Fragt mal nach bei der einst so verrückten Ratto Telly Tellz. Das Kollabo-Tape mit Nate57 feiert bald zehnten Ehrentag. Seither wurden die Hater eher mehr als weniger, die Ficks hingegen eher weniger als mehr. Beweis gefällig? »Durch« ins Tapedeck einlegen und zurücklehnen, während der »Flowvater« auf eine Reise durchs Hamburger Nachtleben mitnimmt – Abhandlungen über Frauen, Drogen und Neider inklusive. Denn auch in Zwanzichachtzehn erzählt der MC aus der Hansestadt immer noch Kiezgeschich­ten. Mit dem energiegeladenen »Ich brauch Action« platzt Telly Tellz herein. Es folgen 38 kurzweilige, meist hyperaktive und hektische Minuten; Representer, auf denen der Haramburger seine Eier auf den Tisch legt (»Grimmig«, »Dunkel«), Liebeslieder (»Wählerisch«) und Turn-up-Tunes (»Uh wir sind frisch«, »Schüttels ausm Ärmel«) halten sich dabei die Waage. Einmal mehr versteht es der Rapper, mit seinem Lyricism zu glänzen. Was nämlich auch auf »Durch« nicht zu kurz kommt: Wortwitz und Humor. »Hol die Mäuse so wie Kammerjäger/Bin durch, alles durch, warum jammert jeder?«, fragt er beispielsweise auf »Eh eh«. Ja, warum? So richtig juckt es Telly Tellz trotzdem nicht. Schließlich ist »Durch« nach »Flowvater« bereits sein zweites Release innerhalb der letzten sieben Monate: seit dem Ende der Ära Rattos Locos hält der 28-Jährige den Output ungewohnt hoch. Er schüttelt die Banger ausm Ärmel. Dem Label nachzuweinen kommt für Tellz dabei gar nicht in Frage, wie er auf dem ruhigen Outro offenbart: »Auge des Tigers, bin ich in die Ecke gedrängt, dann beiß ich/Auge des Tigers, ich jage besser, wenn ich allein bin«. Und wer nicht aufpasst, den bricht Telly Tellz eben auseinander wie ein Baguette, in kleine Häppchen, weil ihm das schmeckt. Beware of the tiger.

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