ScHoolboy Q – CrasH Talk // Review

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(Top Dawg Entertainment)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Zweimal soll das Album schon fertig gewesen – und im Müll gelandet sein. Klassiker. Schoolboy Q war angeblich schon zufrieden, ehe seine ewigen Weggefährten Kendrick Lamar und Jay Rock den Boy zurück ins Studio schickten. Der Mix aus depressivem Couchgekiffe und Studiosessions bekam Schoolboys mentalem Zustand nicht. Nach der Intervention kämpfte er gegen die bösen Geister. Seine Waffen? Videogames. Boxen. Und tägliches Golfen. Ok. Jetzt versucht Q mit »Crash Talk« sein Handicap zu verbessern. Er schlägt den ersten Ball: »Been popping ah, Hood legend, ah«. Ah! Richtig! Q steht neben einer ruhigen Hand beim Putten weiterhin vor allem für authentische »Tales«, Geschichten aus der Hood. Mal philosophisch-distanziert, wenn das Crip-Mitglied über die Symbiose aus blauer Kleidung und rotem Blut sinniert. Mal so nah, als säße man im Trap House, wenn er den »Numb Numb Juice« rausholt oder auf dem düsteren Kopfnickerbrett »Die Wit Me« die menschlichen Kreidekonturen auf der Straße wieder in Bewegung bringt. Klar dabei: Q ist der Erzähler. Du hast nichts über Bread (Geld), Guap (Geld), Fetti (Geld) oder Cake (Geld) zu sagen? Dann schweig, bevor dir das 1er-Eisen übergezogen wird! Eine Ausnahme macht Q nur für die geladenen Gäste, die sich meist charaktertypisch präsentieren dürfen: Travis Scott zelebriert seine massenplaylisttaugliche Liebe für Essstäbchen, mit 6LACK zusammen gibt’s ein gelungenes melancholisches Trinkgelage und mit 21 Savage wird sich dann mal wieder richtig schön weggefloatet, bevor Kid Cudi zur Entspannung einen baut. Nur Lil Baby will eher wie der Caddy wirken, der heute mal die Schläger halten darf. Das funktioniert durch musikalische Vielfalt, wirkt aber auch mal oberflächlich, ehe einzelne Zeilen einen wieder in die Tiefe zerren. So geht der gebürtige Wiesbadener den Kurs zwar nicht systematisch an, drückt sich aber auch nicht um die schwierigen Stellen. Am Ende stellt sich der Westcoast-MC selbst – auf »Crash« und »Attention« – beendet nach 14 Löchern und knapp unter 40 Minuten souverän das Spiel, zieht die weißen Golfhandschuhe aus und fährt nach Hause. Kein persönlicher Rekord, aber eine gute Runde. Wirkt Schoolboy Q nach all dem nun glücklicher? Es ist schwer zu sagen. Vielleicht ein wenig abgeklärter. Muss am Sport liegen.

Text: Niklas Potthoff

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