Rin – Nimmerland // Review

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(Division)

Wertung: Vier Kronen

Vom gehypten Newcomer zum etablierten Star der Szene in drei Jahren. Seit dem Release der Genesis EP 2016 ging es für Rin dank stetigem Hit-Output und dem Streben nach einem von verschiedenen Inspirationsquellen belebten, aber doch unverkennbaren Stil steil aufwärts. Der Junge aus Bietigheim-Bissingen ist längst ein wichtiger Player geworden, der für die Deluxebox seines Albums »Nimmerland« eine Kooperation mit Nike klar machen konnte. Die Ansprüche sind hoch und passend dazu beginnt auch »Nimmerland« mit den Worten »Wir woll’n alle nach Amerika«. Der amerikanische Einfluss auf Rins Album ist nicht zu überhören und wird durch das Namedropping von bekannten Größen wie Travis Scott, Drake oder A$AP Rocky belegt. Schon das Mixtape »Planet Megatron« zeigte die HipHop-Sozialisation des Rappers auf und funktionierte als eine gekonnte Erweiterung seines Charakters. Auch auf Nimmerland schimmert dieser Rin durch, indem er auf »Vintage« gegen »Franzosen-Klischees« schießt, eine Screwed Hook einbaut und das Ganze auf einem Jay-Z-Sample stattfinden lässt. Real Rap, der trotzdem nichts an Modernität einbüßt. »Bietigheimication« bildet den elaboriertesten Einsatz seiner Autotune-Voice ab und funktioniert auf dem minimalistischen Beat tatsächlich so elegant, wie Rin es selbst in der Hook beschreibt. Einzelne Highlights können aber nicht darüber hinwegtrösten, dass viele Ideen im Ansatz stecken bleiben. Die märchenhafte Ballade »Brunai« ist wenig phantasievoll, das Trademark-Adlib »Oh Junge« verkommt zum Selbstzweck und wirkt teilweise wahllos eingebaut. Einige Soundentwürfe erinnern zu stark an Rins Vorbilder. Selbst die Zusammenarbeit mit den extravaganten Musikern von Bilderbuch mündet in einen enttäuschenden Titeltrack, der viel zu bieder bleibt. Rin erreicht Millionen Hörer, obwohl er im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenz keine einfachen Hits sucht, was ihm hoch anzurechnen ist. Er und sein Produzententeam arbeiten an einem eigenständigen und individuellen Sound, der sich auf »Nimmerland« aber nicht immer zeigt. Für Deutschrap bleibt Rin trotzdem ein Vorreiter in Sachen Stimmeinsatz, was sich spätestens am völlig deplatziert wirkenden Featurepart von Sido auf dem »Vintage«-Remix zeigt. Dort ist so gar nichts von dem Vibe zu spüren, den Rin oder auch Kollege Luciano versprühen und der allemal reicht, um die Zielgruppe abzuholen.

3 Kommentare

  1. Nur 4 Kronen, ernsthaft?! Klar, Reviews sind immer subjektiv, das lässt sich nicht vermeiden, doch das Album hätte mindestens 5 Kronen für das innovative und in Deutschland einzigartige Soundbild kriegen müssen.

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