Playboi Carti – Die Lit // Review

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(Awge / Interscope Recordings)

Wertung: Vier Kronen

Im Survival of the Littest gehörte Playboi Carti schon immer zu den größten Überlebenskünstlern. Während er 2015 das Soundcloud-Click-Millionen-Fetti auf lose Singleveröffentlichungen stapelte, ließ er seine Fans jahrelang im Dunkeln über das Releasedate seines ersten Mixtapes – mit der Folge, dass diese das Tape sehnlicher als den nächsten Supreme-Drop erwarteten. Unterdessen löste er seine mystischen Verbindungen zu Fathers Weirdo-Label Awful Records und bändelte mit den Jungs von A$AP an. So etablierte er sich mit dem Mob im Rücken und Gastparts auf den »Cozy Tapes«, ohne überhaupt einen offiziellen Langspieler auf den Markt gebracht zu haben. Nun kommt mit »Die Lit« also endlich die Abschlussprüfung des 2017-XXL-Freshman-Class-Alumni, eine gelungene Fortset­z­ung seines selbstbetitelten Mixtapes. Cartis Ignoranz gegenüber allen Erwartungen bleibt weiterhin unbehelligt: Noch immer erklärt er bloße Adlibs zu Texten, auch neben Super-Spittern wie Skepta oder Nicki Minaj. Die Allstars ihrerseits scheinen ihre Feature-Parts zu nutzen, um auch einmal mit dem Youngster-Flow zu spielen. »Fuck that mumbling shit/I bought my momma crib off that mumbling shit«, gibt Carti nicht vor, irgendetwas anderes zu sein, als jemand, der erfolgreich rhythmisch Silben auf Takte legt. Diese Weigerung Augenwischerei zu betreiben, setzen die Acht-Bar-Loops von Producer-­Buddy Pie’rre Bourne fort, der mehr als Dreiviertel des Albums produziert, konsequent fort. Während andere Repetitions-Rapper noch auf fette Top-Notch-Produktionen setzen, um ihre Vokal-Ostinatos aufzubauschen, ist Carti savage genug, trotz aller Ressourcen und Mone­tarisierungs-Druck darauf zu verzichten. Die Glitzer-Synthesizer und Cartis Vocals gehen eine Symbiose ein, ohne, dass ein Element im Vordergrund stünde. Und wenn Playboi im Überlebenskampf der coolen Kids nicht bestehen sollte, würde der A$AP-approvete Fashion Killa auch seinen metaphorischer Abgang noch stilvoll von der Bühne bringen: Die Lit!

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