Overlooked: Gianni Suave – Indigo // Feature

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In unserer Reihe »Overlooked« legen wir euch Musik ans Herz, die bisher keine Berücksichtigung auf juice.de gefunden hat, aber sehr hörenswert ist. Sei es, weil die Releasewoche zu voll war, weil andere Termine anstanden oder weil ein Release schlicht unter dem Radar geblieben ist – während man aufgrund des Coronavirus Zuhause bleibt und versucht, physische Interaktionen zu meiden, bleibt genug Zeit, diese Versäumnisse aufzuholen.

Das Schaffen von Raum ist noch immer eine der wertvollsten und zeitgleich meistunterschätzten Qualitäten eines Songs. Den einzelnen Elementen Raum zum Atmen zu geben, ohne die Luft aus dem großen Ganzen zu lassen, ist schwierig. Und in Zeiten, in denen der nächste Hit nur einen Klick entfernt ist und die einschlägigen Playlisten mehr auf Explosivität und Eingängigkeit denn auf liebevoll ausgearbeitete Arrangements und unkonventionelle Songstrukturen setzen, ist es aus Gründen der Relevanz und damit einhergehenden Plays und damit einhergehenden Einnahmen vielleicht auch gar nicht mal so klug. Sei’s drum. Denn es geht um Kunst.

Bars für die Mean Mugger und Krypto-Lyrics-Liebhaber

Gianni Suave beweist auf »Indigo«, der ersten Videoauskopplung aus seinem anstehenden Release »Dope«, wie verdammt smooth und in den heutigen Zeiten auch wertvoll das Raum-Prinzip klingen kann. Über ein wunderschönes Instrumental von Gibmafuffi legt das »Don’t Mess With The Weather«-Mitglied Zeilen voller authentischer Selbstreflektion, angenehm unaufdringlichen Hood-Weisheiten und spitzen Punchlines. »Greif‘ nach Exzellenz mit jedem Wort und Satz/ Diese Kunst ist an mich gebunden wie durch ’nen dunklen Pakt«, rappt Gianni und wirkt dabei dank FFM-Untergrund-Sozialisation abgeklärt genug für die Mean Mugger und lyrisch versierter als so manche Krypto-Texte deines liebsten Untergrund-Poeten.

Foto: Rafael Schulz

Eine Hook braucht dieser Part gar nicht, denn für das nötige bisschen Epik sorgt die breite Range aus Gibmafuffis Sample-Bibliothek, der Gianni Suave danach Platz macht und den Song unterlegt von einer eindringlichen Bildsprache knistern, surren und ausglühen lässt. »Dope« soll am 10. April erscheinen. »Indigo« hat die Messlatte dafür bereits hochgelegt und verdient so viel mehr als die nur 918 Klicks, die das Video beim Schreiben dieser Zeilen aufweist.

Titelbild: Daniel Oechsler

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