Overlooked: Die Blokkboys krempeln den Kölner Untergrund um // Feature

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In unserer Reihe »Overlooked« legen wir euch Musik ans Herz, die bisher keine Berücksichtigung auf juice.de gefunden hat, aber sehr hörenswert ist. Sei es, weil die Releasewoche zu voll war, weil andere Termine anstanden oder weil ein Release schlicht unter dem Radar geblieben ist – während man aufgrund des Coronavirus Zuhause bleibt und versucht, physische Interaktionen zu meiden, bleibt genug Zeit, diese Versäumnisse aufzuholen.

Neues aus Köllefornia: Nachdem in jüngster Vergangenheit bereits Lugatti & 9ine, OTW von der Bantu Nation oder auch weiterhin Veedel Kaztro die Domstadt durch die Boxen im ganzen Land repräsentierten, sorgen die Blokkboys dafür, dass der Kölner Untergrund weiter buzzt. Gleich fünf junge Rapper gehören zu der Crew, namentlich Lucci50, Raresy, Bada Dinero, Alman50, Cgoon. Hinzu kommt Producer Snice1.

Jüngst erschienen mit »Rare Vision« von Raresy und »Goontalk« von Cgoon zwei Solo-EPs. Mit »Sehr oft« droppte vor vier Wochen dazu noch eine Single mit Parts von Lucci50, Bada Dinero und Cgoon. Aber egal wer nun an den jeweiligen Releases beteiligt ist, sprechen alle Veröffentlichungen der Blokkboys eine klare, kollektive Sprache. Die Dynamik der Jungs ist ansteckend, ihre Visuals und Songs durchzieht dieses bestimmte Feuer, dieser Hunger, den Newcomer transportieren, die es mit diesem Rap-Ding wirklich ernst meinen.

Auch in Sachen Sound werden hier keine Späße gemacht. Die Produktionen der Blokkboys sind so hart wie bewusst reduziert, die Bässe nehmen keine Rücksicht, die Drums sind mal Antreiber, mal Detail. Klangliche Inspirationen lassen sich am ehesten im Drill verorten, ohne dass der Blokkboys-Sound im geringsten wie ein Rip-Off von den Produktionen von Pop Smoke oder UK-Drillstars wie RV oder M24 klingen. Dass sich in den Credits der »Rare Vision«-EP auch die Namen der Producer notphil2k oder Andrewextendo finden, die bei Sportrecords für den Abriss-Sound von Jonny5 und Pislik88 verantwortlich zeichnen, verwundert dagegen weniger. Diese Klangwelten passen zueinander.

Die bisherigen Releases der Kölner bieten inhaltlich zwar noch nicht die größte Bandbreite, haben dafür aber umso mehr Club- und Live-Potenzial. Tiefgründig nachgedacht wird dabei noch nicht, aber das muss auch gar nicht sein, so gut eignen sich die Tracks als Energie-Katalysator.

Generell ist es als positive Entwicklung einzuordnen, dass so viele junge Crews sich gerade ihre Plätze im Deutschrap erarebiten. BHZ, die 102Boyz, die 65Goonz, die Playboys Mafia, die RPT-Gang, die Blokkboys und und und. Gerne mehr davon!

Von links nach rechts: Lucci50, Raresy, Bada Dinero, Alman50, Cgoon

Fotos: BBCEOWIFEY

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