Mac Miller – GO:OD AM

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mac_miller_good_am(Warner Music)Wertung: Viereinhalb Kronen

Mac Miller ist eine wandelnde Metamorphose. Wo andere die Schule abschließen, das FSJ beenden oder eine vielver­sprechende Ausbildung beginnen, entwickelte sich der 23-jährige ­Pittsburgher in nicht mal fünf Jahren vom post-pubertären Mittelstandsrap-Spaßvogel über den zugedröhnten Einsiedler-Superstar mit Depressionen zu einem therapierten Ex-Elends­haufen. Doch bevor jetzt alle »Recovery« räuspern, entgegnet er bereits im Opener »Brand Name«: »I’m a white rapper, they always call me Shady/Got no idea what I’m contemplatin’«. Nach einer kurzen, aber intensiven Experimentier­phase als Larry Fisherman und Delusional Thomas kehrt The Most Dope auf »GO:OD AM« zu seinem musikalischen Urschleim zurück: zart-beseelte Knister-Samples, rauschende Rumpel-Drums und voluminöses Bass-Gebrumme. Gezeichnet, aber auch gestärkt, beginnt Mac Miller die Aufräum­arbeit seines psychischen Trümmerhaufens: »Shit was so different in 2008/Growing pains, fill the open veins with Novocain/Relapse, I eat that, I don’t complain«, heißt es etwa auf dem Instant-Ohrwurm »Rush Hour«. Humoristisch und reflektiert ba­lanciert er dabei an der Seite von handverlesenen Altersgenossen (Ab-Soul, Lil B, Chief Keef, Miguel) über die Sonnen- und Schattenseiten des Erfolgs aus zwischenmenschlichen wie selbstzerstörerischen Krisenkapiteln mit vielen Seiten. Auch wenn ein Großteil der Themen auf »GO:OD AM« ernsthaften Wurzeln entspringen, erschafft Mac durch Zeigefinger-lose Ehrlichkeit mit diesem Album ein lebensbejahendes Gesamtbild seiner momentanen Gefühlswelt. Mag die Tracklist insgesamt ein wenig an Überlänge leiden und bei aller lyrischen Drogenprävention die Intimität durch thematische Einseitigkeit sich nur zaghaft ausdrücken, wird hier Millers kreatives Potenzial erstmals perfekt ausgeschöpft. Exemplarisch steht hierfür die milde Hymnen-Großtat »The ­Festival« mit Little Dragon (ja, kein Witz. Und: Das funktio­niert!), die den optimistischen Pop-­Appeal von »Blue Slide Park« mit der ­künstlerischen Tiefe von »Watching ­Movies…« zu einem sentimentalen Abspann-Titel zusammenfügt: »All this torture/Thought I had to warn you/Leave it all behind and go to ­California«. Liebe Leute, packt eure Backpacks: Auf nach Westen!

Text: Fionn Birr

 

 

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