Haiyti
Coco Chanel (2019)
Ist das Haiyti?
Ja. Was hältst du von ihr?
Ich habe noch nicht den Zugang zu ihr gefunden. Ich fühle das zwar und es ist auch cool, aber irgendwie halt nicht zu 100 Prozent mein Ding. Anders zum Beispiel bei Eunique. Da raste ich aus. Trotzdem habe ich riesengroßen Respekt davor, wie Haiyti ihre Sache durchzieht.
In den USA waren kürzlich drei Frauen auf dem »XXL«-Freshman-Cover. In Deutschland gibt es zwar mittlerweile auch einige erfolgreiche Rapperinnen, trotzdem scheint man in Sachen Akzeptanz immer noch nicht so weit.
Ich glaube, dass das bei uns in den nächsten zwei, drei Jahren auch passieren wird. In Amerika landen Themen oft schneller in der öffentlichen Wahrnehmung – die checken, wie wichtig female empowerment ist und geben dem Thema eine Plattform. Ich hoffe, dass das hier mehr gepusht wird. Aber es ist ja auch nicht so, als würde es nichts geben.
Stormzy
Know Me From (2015)
Ey, Stormzy liebe ich! Ich habe ihn 2017 auf dem Coachella gesehen. Er hatte am ersten Tag auf einer Nebenbühne einen der ersten Slots, 15:30 Uhr oder so. Ich wollte ihn unbedingt sehen und war eine der ersten vor der Bühne. Ich stand da mit 100 bis 150 Leuten, als er angefangen hat. Der Typ hat so abgerissen, dass einfach das komplette Coachella, zumindest die, die schon da waren, nach kurzer Zeit dort war. Da waren dann ungefähr 20.000 Leute vor dieser kleinen Bühne, und alle sind ausgeflippt – bei 38 Grad! Das war so geil. Stormzy – richtig guter Typ.
Grime ist ja tendenziell eher düster. Magst du das?
Grime an sich ist nicht so unbedingt mein Genre, ich bin da eher personenbezogen, das beschränkt sich tatsächlich auf Stormzy. Ich mag vor allem seine melodischen Sachen, zum Beispiel »Blinded By Your Grace«. Du merkst schon: In allem, was ich an Rap gut finde, findest du Pop. (lacht)
Capital Bra
Cherry Lady (2019)
(lacht) Mann, kannst du nicht ’nen anderen aussuchen? Komm, bitte, einen anderen!
Wie fandest du den Move?
Ich möchte das nicht hören. (lacht) Das ist wirklich das schlechteste Lied, das du von ihm hättest aussuchen können für meine Review zu Capital Bra.
Weil du ihn eigentlich magst?
Ich würde mich sogar als Fan bezeichnen. Diese »Berlin lebt«-Sachen mit Samra zusammen sind schon krass, Mann. Ich liebe »Wieder lila«, ich liebe »Tillidin«, das ist alles heftig. Es scheint auch, als hätte er in Samra jemanden gefunden, mit dem er sich wohl fühlt. Aber den Track hier feiere ich nicht, das ist too much.
The Internet
Hold On (2018)
(Syd beginnt zu singen) Das hört sich nach Kali Uchis an. (hört weiter) Ist sie es? Wer ist das? Ich kenne das auf jeden Fall, aber wer ist das? Wer ist das?!
The Internet.
Aaaah. Ist das vom aktuellen Album, von »Hive Mind«? Wirklich?
Ja, das ist der letzte Song, praktisch das Outro.
Ich hab ein Fan-Shirt von The Internet, aber das Lied habe ich gerade null erkannt. Mach mal »Come Together« an! »Hive Mind« habe ich komplett gesuchtet, aber das habe ich wohl nicht so richtig mitbekommen. Ich finde, du hast dich schon angestrengt, viele weibliche Künstlerinnen zu spielen. Aber es hätten schon noch ein paar mehr sein können. Zum Beispiel SZA. Oder Koffee. Oder H.E.R. Oder Rosalia. (grinst)
Text: Juri Andresen
Dieses Feature erschien zuerst in JUICE #194. Aktuelle und ältere Ausgaben könnt ihr versandkostenfrei im Onlineshop bestellen.