Kings Of HipHop: T.I. Gummibandmann // Feature

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In jüngerer Vergangenheit wurde in dieser Rubrik der Werdegang von Gucci Mane und Future nacherzählt. Ohne den Impact der beiden Trap-Visionäre schmälern zu wollen, ist das Fundament ihres Erfolges vor allem einem Mann geschuldet, der Atlanta nach der Jahrtausendwende erst zur Trap-Hochburg und subsequent zum wichtigsten musikalischen Schmelztiegel der HipHop-Kultur im 21. Jahrhundert machte. What you know about T.I.P., shawty?!

Den kulturellen Impact beziffert der Amerikaner ja nicht selten anhand der verdienten Dollar. Zwar rangiert er aktuell nicht auf den vorderen Plätzen der jährlichen »HipHop Cash Kings«-Liste des Wirtschaftsmagazins »Forbes«, doch T.I.s Vermögen wird heute auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt – wohlgemerkt brauchte Clifford Harris Jr. dafür keinen Schulabschluss. Im Gegenteil: Bis er als 19-Jähriger seinen ersten Majordeal bei Arista Records unterschreibt, studiert er vor allem zwei Dinge: Rap und die Trap. Bereits im Grundschulalter beginnt Tip, der diesen Spitznamen von seinem Urgroßvater erbt, mit dem Rappen. Wenige Jahre später sind es jedoch die dicken Geldbündel, glitzernden Felgen und funkelnden Ketten der lokalen Dope Boys, die Tips Interesse am Rauschgifthandel wecken. Bereits in Jugendjahren hat der Halbstarke ein Vorstrafenregister, das ihm in seinem Heimatbezirk Bankhead einen zweifelhaften Ruf beschert. Im Verbund mit einem ersten kurzen Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen handelt er sich 1998 außerdem eine siebenjährige Bewährungsstrafe ein, die ihm später noch größere Probleme bereiten wird.

Doin’ My Job

Doch es gibt einen Ausweg: Bereits mit 16 lernt er Big Kuntry King kennen, einen ambitionierten, drei Jahre älteren Hobbyrapper, der gerade eine längere Haftstrafe für allerlei illegale Straßengeschäfte abgesessen hat. Später gründen die beiden gemeinsam die Pimp $quad Click, kurz P$C. Doch erst mal werden statt Grünem und Weißem auch ab und an Mixtapes aus dem Kofferraum vertickt. Das weckt das Interesse von Kawan »KP« Prather, einem ehemaligen Rapper und Sänger, der als A&R und Produzent bereits mit TLC, Outkast und Usher gearbeitet hat. Auf seinem frisch gegründeten Label Ghet-O-Vision nimmt er den jungen Tip schon 1996 unter Vertrag.

Bis er als T.I. die Bildfläche betritt, vergehen nochmal einige Jahre. Wieder ist es KP, der seinen Schützling bei Arista unterbringt, einem Sublabel von L.A. Reids und Babyfaces LaFace Records. Zum Roster gehört jedoch schon ein anderer Tip: Q-Tip lanciert im Herbst 1999 sein Solodebüt »Amplified«, als gerade die Tinte auf dem Vertrag des jungen Trapper-turnt-Rappers trocknet. Auch wenn er sich in einem anderthalb Jahrzehnte später verfassten Instagram-Post während seiner Anfangstage als »lil ignorant nobody« bezeichnet, zeigt T.I. in Sachen Künstlernamen Güte und kürzt aus Respekt vor der ATCQ-Legende kurzerhand das P aus dem eigenen Alias. Knappe zwei Jahre später geht folglich T.I.s Debüt »I’m Serious« inklusive der gleichnamigen Lead Single an den Start. Auf Letzterer toastet Beenie Man die Hook, während der damals 21-jährige Grünschnabel schon mal verspricht, seinen Karriereplan auf Langlebigkeit ausgelegt zu haben, ehe er sich wünscht, mit Biggie, Pac und Jigga verglichen zu werden und mit Dr. Dre und Organized Noize zusammenzuarbeiten. Träume muss man bekanntlich haben, um sie verwirklichen zu können.

An Selbstbewusstsein mangelt es dem Newcomer auf »I’m Serious« zwar nicht, doch abgesehen von der Musik des Dungeon-Family-Umfelds und der Crunk-Eskapaden von Lil Jon und Pastor Troy ist man im Rest des Landes noch nicht bereit für die neue Welle aus Atlanta. Klar, Outkast sind mit »Stankonia« zu Weltruhm gekommen, »Ms. Jackson« thront sogar zwei Wochen an der Spitze der deutschen Singlecharts. Aber als Straßenrapper aus Bankhead daraus Profit schlagen? Schwierig. Auf kommerzieller Ebene verhungert »I’m Serious« trotz Unterstützung der Neptunes und Too $hort. Gerade mal Platz 98 in den Billboard-Charts springt für die LP heraus, die Rezensionen attestieren dem Frühwerk zwischen den Lichtblicken auch eine ganze Menge Schatten.

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