Joey Bada$$ – B4.Da.$$ // Review

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joey_badass_cover(Sony Music)

Wertung: Fünf Kronen

Muss man sich Sorgen machen, wenn einer, der gerade 20 Jahre alt geworden ist, sein Album mit dem Slogan »Save The Children« eröffnet? Tatsächlich mag man sich die Last, die diese schmalen Schultern tragen, kaum vorstellen. Denn als Joey Bada$$ mit seinem Debüt-Mixtape »1999« vor drei Jahren den ultimativen 90s-Throw­back liefert, wird der Brooklyn-Native als Messias empfangen. Jo-Vaughn Virginie Scott, der Junge, der im zarten Alter von 15 Jahren durch ein Freestyle­-Video auf WorldStarHipHop zu seinem ersten Plattendeal kommt, soll es nun richten und die korrumpierte Kultur aus den klebrigen Sirup-Klauen befreien. Und das gleich mit seiner Debüt-LP. Um so viel vorwegzunehmen: Pro-Era-Jünglinge (zu denen sich jüngst auch die ältere Tochter des Weißen Hauses zählt) und NY-Boombap-Traditionalisten dürfen aufatmen. Wie erwartet tritt Joey auch auf »B4.Da.$$« das Erbe seiner Vorgänger an. Da lässt sich selbst ein DJ Premier nicht zwei­ mal an den Sampler bitten, um für »Paper Trail$« die Snare klatschen zu lassen, während Joey im »C.R.E.A.M.«-Modus seine Geld-gelenkte Umweld reflektiert – »They say money is the root of all evil/I see money as the route of all people«. Und wenn der im Anschluss auf »Piece Of Mind« einen einsitzenden Homie anruft, um in einem Song über seine Gefühlslage zu referieren, dann darf das durchaus als Hommage an Nas‚ legendären Knast-Brief­wechsel in »One Love« gelesen werden. Und trotzdem: »B4.Da.$$« als reine Retro-Romantik abzutun, wird diesem Album nicht gerecht. Klar, wie die satte Bassline in »No. 99« vor sich hinknistert, erinnert schon sehr an A Tribe Called Quest. Und wenn sich The Roots für »Like Me« eines hinterbliebenen Dilla­-Beats annehmen, dann könnte das auch Material aus den Electric Lady Studios um die Jahrtausendwende sein. Erst recht, wenn Gastsänger BJ The Chicago Kid zu Ad-Libs ansetzt, die D’Angelo stolz machen dürften. Doch Joeys Debüt klingt bei all seinen Referenzen nie eindeutig nach Vergangenheit, sondern eher so wie die unglaubliche, immer wieder in sich zusammenfallende Hit-Boy-Produktion »Belly Of The Beast«: Aus jeder Zeitrechnung gefallen. Diese Platte hätte vor zwanzig Jahren irre gut geklungen. Hätte man textlich auf die ein oder andere »Check It Out«-Line verzichtet, würde sie es wohl auch noch tun, wenn Joeys Kinder so alt sind wie er heute.

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