Isaiah Rashad – The Sun’s Tirade // Review

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isaiah rashad the sun's tirade

(Top Dawg Entertainment)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Isaiah Rashad ist ein offenes Buch. Depressionen, Angstzustände, Betäubungsmittel – ums kurz zu machen: Beinahe wäre es bei »Cilvia Demo« geblieben. Jenes vielversprech­ende Debüt stellte Isaiah vor zwei Jahren als Top-Dawg-Nachwuchs vor und ließ den Anfangzwanziger aus dem gesichtslosen Chattanoga mit Label-Kollege Schoolboy Q quer um den Globus fliegen. Für Isaiah wurde die besagte Tour gleich im doppelten Sinne zum Trip, als er das vielversprechende Gemisch aus Xanax und Alkohol für sich entdeckte. Seinen Alltag verbrachte er fortan mehr betäubt als produktiv, den Rauswurf aus dem TDE-Camp umging Isaiah nur um Haaresbreite, wie er nun in »Wat’s Wrong« an der Seite von Aushänge­schild K.Dot offenbart. Überhaupt scheut sich Isaiah an keiner Stelle klarzustellen, dass man längst nicht erwachsen sein muss, nur weil man zwei Kinder mit zwei verschiedenen Frauen gezeugt hat. Stattdessen zeigt sich der Rapper aus dem südstaatlichen Hinterland mit seinen 25 Jahren als identitätssuchender Jugendlicher, der in der Musik eine Mitte zwischen überdosiertem Selbstbewusstsein und tiefgreifen­den Zweifeln findet. Der Haken: Hört man »The Sun’s Tirade« nicht genau zu, könnte man diese Therapiestunde glatt als lässiges Spätsommerwohlfühlgedudel missverstehen. Isaiah setzt klanglich sein Debüt fort und wagt diesmal einen noch größeren Spagat zwischen 808 und MPC. So findet die Mike-Will-Produktion »A Lot« ganz selbstredend ihren Platz neben dem Dilla-esken (zweiten Teil von) »Rope — Rose­gold«, während Isaiah die Brücke zwischen den Klangwelten mit seinem leiernden Singsang schlägt. Gerade dieser melancholische Vortrag, der so unterschiedlichen Südstaatenhelden wie Outkast und den No-Limit-Soldaten huldigt, lässt »The Sun’s Tirade« zwischen all den Alben, die in diesem Jahr mit einem Ear-Drummers-Tag versehen wurden, herausstechen. Und vermutlich wird »The Sun’s Tirade« gesund altern. Das von Isaiah selbst so viel beschworene Problem, innerhalb des TDE-Camps seinen eigenen Platz zu finden, löst dieses Album allerdings nur bedingt.

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