History Of Country-(T)Rap: 15 Classics vom Lande // Listen

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Rap vs. Country – da prallen Welten aufeinander. Einerseits die in der Metropole von einer unterprivilegierten ethnischen Minderheit entwickelte Musik, aus der binnen weniger Jahrzehnte die weltweit wichtigste Jugendkultur wurde. Andererseits der Soundtrack der Rednecks, jener Hinterwäldlern mit Konföderiertenflagge in der Heckscheibe des Pick-up-Trucks. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt jedoch: Nicht erst seit »Old Town Road« liebäugeln die beiden ungleichen Genres immer wieder miteinander. Falk Schacht nimmt uns mit down yonder und findet auf seiner Zeitreise fünfzehn gelungene Beispiele.

01. Chris Bouchillon –Talking Blues (1926)

Wem die Verbindung von Country und Rap komisch vorkommt, der wird umso erstaunter sein, dass es fast hundert Jahre alte Country-Songs gibt, auf denen gerappt wird. Noch bevor Rap Teil von HipHop wird, findet man rhythmischen Sprechgesang in verschiedensten Genres. Bereits 1926 veröffentlichte Christopher Allen Bouchillon den Song »Talking Blues«, der diesem Sprechgesangstil im Country-, Folk- und Blues-Bereich seinen Namen gab. Berühmte Musiker wie Woody Guthrie, Johnny Cash, Bob Dylan oder Joan Baez folgten im Laufe der Jahre seinem Beispiel.

02. The Incredible Bongo Band – Apache (1973)


Dieses Bandprojekt wurde 1972 für einen Filmsoundtrack zusammengewürfelt, auf dem auch viele Coverversionen großer Hits zu hören waren. Darunter auch der 1954 geschriebene Hit »Apache«, inspiriert vom gleichnamigen Burt-Lancaster-Western. Weil sie extrem funky war, wurde die Version der Incredible Bongo Band auf Anhieb ein Favourite von DJ Kool Herc. Mit seinem anderthalb Minuten langen Drum Break gibt der Song B-Boys reichlich Zeit zum Ausrasten. Das, und das fanfarenartige Intro machten den Song früh zu einer Art »Nationalhymne« des HipHop. Seitdem wurde der Songs tausende Male gesamplet: u.a. haben Nas, Logic oder Meek Mill, aber auch Moby und Madonna den Drumbreak in Produktionen verwendet. Neben dem »Amen Break« gilt er als Rückgrat von Jungle und Drum ‘n’ Bass. Vielen ist »Apache« auch durch die Sitcom »The Fresh Prince Of Bel Air« geläufig, wo Will Smith und sein Cousin Carlton zur Coverversion der Sugarhill Gang von 1981 tanzten. Besagter Track gilt gleichzeitig als erster Rap-Song mit Country-Elementen und Western-Anspielungen, beispielsweise auf Tonto aus »Lone Ranger«: »Tonto, jump on it! Jump on it! Jump on it!«

03. The Disco Four & Malcolm McLaren – Country Rock and Rap/ Buffalo Gals (1982)

»Buffalo Gals« wird 1982 zwar ein Riesenhit, klingt aber nach straightem Drummachine-Rap mit Scratches. Das Country-Element des Songs sind die Square-Dance-Calls, ein Westerntanz, bei dem eine Gruppe von Tänzer*innen auf Kommando des Sängers bestimmte Schritte ausführt. Eine der Ansagen im Song lautet »First Buffalo gal go ‚round the outside« und wird 2002 in »Without Me« von Eminem wieder aufgegriffen. Deutlich Country-lastiger geht es im selben Jahr auf dem Song »Country Rock and Rap« der Crew The Disco Four zu. Der Song basiert auf einer nachgespielten Version des Breakbeat-Klassikers »Bad Bascomb« der Band Black Grass. Die Originalversion von »Bad Bascomb« wird später noch öfter gesampelt, u.a. 1989 von Special Ed auf dem Song »Hoedown«.

04. Rappin‘ Duke – Rappin‘ Duke (1984)


Ein Comedy-Rap-Song von Shawn Brown, der auf der Idee basiert, wie es klänge, wenn die verstorbene Westernlegende John Wayne rappen würde. Der Refrain des Songs bezieht sich auf das extrovertierte Lachen Waynes und wird zehn Jahre später von Notorious B.I.G. auf »Juicy« mit der ikonischen Zeile »Remember Rappin‘ Duke? Duh-ha, duh-ha/You never thought that hip hop would take it this far« aufgegriffen. Kein Scherz: Im Video zum Song tanzt ein schwarzer Cowboy den Moonwalk mit einer Boombox auf der Schulter.

05. Ultimate Breaks and Beats (1986)


Die »Ultimate Breaks And Beats« war eine 25-teilige Compilation-Reihe, die zwischen 1986 und 1991 auf dem Label Street Beat Records von Breakbeat Lenny veröffentlicht wurde. Die Reihe fasste viele der Breakbeat-Songs zusammen, die während der Siebziger auf Blockpartys und Park-Jams das musikalische Rückgrat der Kultur bildeten. So wurde nicht nur die musikalische DNA der HipHop-DJs und MCs der Siebziger zusammengefasst, sondern auch die der samplenden Beat-Produzenten und Rapper der Achtziger, Neunziger und Jetztzeit. Die Breakbeats stammten aus sehr vielen verschiedenen Musikrichtungen, u.a. Blues, Swamp Rock und Country Funk, die auf Western- und Country-Einflüssen basieren. Beispiele sind »Apache« von The Incredible Bongo Band, »Bad Bascomb« von Black Grass, Johnny Jenkins’ »I Walk On Gilded Splinters«, »Long Red (Live)« von Mountain, Bram Tchaikovskys »Whiskey and Wine«, Jim Dandys »Country Cooking«, »Honky Tonk Women« von den Rolling Stones, Billy Squiers »Big Beat«, Babe Ruths »The Mexican« oder »Lonesome Cowboy« von Roy Ayers Ubiquity.

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