Happy Birthday! 15 Perlen aus zwanzig Jahren Four Music // Liste

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Four-Collage

Max Herre – 1ste Liebe (2004)
Max Herres »1ste Liebe« ist ruhig, ein bisschen spießig, aber langweilig dann doch nicht. Die Rede ist von Stuttgart. Für seine Heimatstadt schrieb er keine affige, lokalpatriotische Hymne, sondern ein zärtliches Liebeslied. Seine zweite Liebe Joy Denalane ist auch dabei und so wird auf dem Track in einer Zeit eine gemäßigte Form von Polyamorie zelebriert, als der Begriff nun wirklich noch nicht geläufig war.

Marteria – Amy’s Weinhaus (2010)
Es ist erstaunlich, wie zeitgemäß »Zum Glück in die Zukunft« noch ist. Mit diesem Album sprengte Marteria endlich die festgewachsenen Grundpfeiler im Deutschrap auf und überschüttete die Szene mit einem neuen, melodiösen, gleichzeitig elektroiden Sound. Außerdem durften wieder komplexere Geschichten breitenwirksam erzählt werden. »Amy’s Weinhaus« vereint all das. Es beinhaltet bildnerisches Storytelling vom feinsten, die Drums rumpeln HipHop-like, werden aber von modernen Elementen untersetzt. Und in der Hook findet sich lange vor deutschen Trap-Versuchen subtiler Autotuneeinsatz wieder. Aufgeregt hat sich damals übrigens keiner darüber. Klingt ja auch ziemlich gut, das alles.

Casper – Blut Sehen (2011)
Unser aller Lieblingsdigger und -frickler Dexter wird von genrefremden Medien gerne als Platin-Produzent bezeichnet. Das hat er auch Casper zu verdanken, auf dessen mittlerweile Platin-Album »XOXO« er »Blut Sehen« produzierte. Damit ist er Teil eines Gamechangers, der, nachdem »Zum Glück in die Zukunft« den Weg geebnet hatte, endgültig Vielfalt propagierte. Man durfte jetzt Hosen tragen, auf die man Lust hatte – egal wie eng. Man durfte Indie und Brit-Pop genauso gut finden, wie Straßenrap und in seine Musik einfließen lassen. Man durfte singen und rappen, wie man wollte. Der Erfolg hat Casper recht gegeben und jede Stimme, die ihn als schlechten Rapper bezeichnete, wurde spätestens mit »Blut sehen« ruhiggestellt.

 

Marsimoto – Indianer (2013)
Auch Marterias verkiffte Alien-Hommage an Madlib, ist bei Four Music untergekommen. Marsi bringt Humor, Beat-Innovation dank des Green Berlin Teams um Kid Simius und K-Paul und hinterlässt schließlich eine riesige grüne Graswolke. Außerdem sind auf den Marsi-Tracks starke Bilder gezeichnet. Das idealistische Alien beschäftigt sich undogmatisch mit Ungerechtigkeit und Randgruppen, verpackt in Metaphern oder aber plakativ wie im Falle von »Indianer«. Also gebt den Indianern doch endlich ihr Land zurück. »Sie haben es sich verdient!«

 

Marteria – Kids (2 Finger an den Kopf) (2014)
»Peng, Peng, Peng!« Im Gegensatz zu einigen anderen deutschen Rappern, die sich mit schlageresken Tracks oder Kollaborationen mit verdatterten Sängern aus der fundamental christlichen Ecke ans Radio anbiederten, ist »Kids (2 Finger an den Kopf)« authentisch. Gute Laune und Wortwitz werden vereint mit einem Reggae-meets-Trap-Snares-Gemisch. Plötzlich hatten die Leute wieder Lust auf »Kiffen, Saufen, Feiern«.

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