Fashawn – The Ecology // Review

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fashawn_cover(Mass Appeal/Groove Attack)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Fashawn gehört zu einer jungen Generation hochtalentierter Nachwuchsrapper (Stichwort XXL Freshmen Class 2010) und wird seinen Status als ewiger Newcomer partout nicht los. Ebenso wenig wie die Vergleiche mit Nas, die deutlichen Parallelen in Flow und Timbre geschuldet sind. Auf eben dessen Label Mass Appeal erscheint »The Ecology«, längst überfälliger Nachfolger des Debüts »Boy Meets World«, den Fashawn uns nun schon geschlagene fünf Jahre schuldig ist. Die Zeit wurde mit diversen Mixtapes und Kollabo-Projekten überbrückt und ansonsten nur bedingt gut genutzt, denn Fashawn kann den meilenweiten Vorsprung seiner Peers auch mit dem Zweitling nicht gutmachen. Der Kalifornier setzt auf einen »traditionellen« HipHop-Ansatz, der trotz nachweislicher Eastcoast-Einflüsse aus heutiger Sicht nicht mehr zwingend an einen bestimmten Ort oder eine Zeit gebunden ist und sich somit in einer Art postmoderner Blase bewegt – und dadurch irgendwie in der Luft hängt. Denn obgleich sich Fashawn lyrisch, technisch und musikalisch konstant auf einem hohen Niveau bewegt, fehlt ihm doch ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn von der überwältigenden Konkurrenz abhebt – sei es die sozial-politisch motivierte Dringlichkeit eines Kendrick Lamar oder die charmante Lässigkeit eines J. Cole. Fashawn arbeitet auf zugegebenermaßen sehr unterhaltsame Weise altbekannte Rap-Topoi ab (abwesender Vater, glorifizierte Mutter, generelle Unzufriedenheit mit der Welt), kann diese Ur-Themen des Hip-Hop-Kanons aber oftmals nicht mit echtem Leben füllen, oder zumindest nicht durch eine persönliche Note bereichern. Zu formelhaft wirken so die Geschichten, zu beliebig ist in diesem Kontext letztlich auch die eigentlich solide musikalische Umsetzung, die immerhin in erster Linie von Exile stammt. Mit all diesen Zutaten sowie einer Reihe starker Features – darunter natürlich auch Mr. Jones himself – gelingt Fashawn ein gutes, aber kein herausragendes Rap-Album. Mit dem richtigen Material hätte der 26-Jährige zweifellos das Zeug zum Star, vorerst bleibt der Status des vielversprechenden Rohdiamanten.

Text: Julian Riedel

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